Gold-Zack-Gebäude Ehemalige Gold-Zack-Fabrik: Von Aufbruchsstimmung und Existenzangst
Mirke. · Während das Bandwebermuseum gerade die neuen Räume an der Wiesenstraße einrichtet, sorgen sich Handwerksbetriebe dort um ihre Existenz.
Das Haus soll zwar verkauft werden, dass sich aber deswegen nichts dort tut, kann man nicht sagen. Im zweiten Stock des Gold-Zack-Gebäudes an der Wiesenstraße 118 werden gerade Webstühle aufgebaut. Das Bandwebermuseum richtet aktuell seine Räume ein.
Ein neuer Boden ist verlegt – Industrieboden aus Epoxidharz. Und ein Kubus wurde eingebaut, in dem die Hausbandweberei präsentiert werden wird – mit Blümchentapete, Ofen und Tisch, wie die Hausbandweber eben gelebt haben. Irmlind Pesch, Vorsitzende des Fördervereins des Bandwebermuseums, führt mit Begeisterung durch die neuen Räume. Der Standort sei ideal, sagt sie. „Besser geht’s nicht, als das Bandwebermuseum in einem alten Denkmal unterzubringen, das zu dem Industriezweig passt“, sagt sie.
Sie freut sich auf die Neueröffnung am 25. und 26. Januar. Aber es gibt Wermutstropfen: Die Stadt will das Gebäude verkaufen. Im Zuge der geplanten Abwicklung der Delphin GmbH – mit der die Stadt einst Immobilien alt eingesessener Unternehmen aufgekauft hat – soll bis Ende 2020 ein neuer Eigentümer gefunden werden. Die WZ hatte im September darüber berichtet.
Pesch hat aus der Zeitung davon erfahren. „Das finde ich nicht gut“, sagt sie. Zeigt sich aber sonst hoffnungsvoll, dass der Eigentümerwechsel keine Konsequenzen für das Museum haben wird. Anders könne sie die Arbeit auch nicht machen, sagt sie. Und sie habe Vertrauen in ihre Gesprächspartner bei der Stadt.
Das geht aber nicht allen so. Vom Taltontheater sind weniger optimistische Töne zu hören. Jens Kalkhorst, 1. Vorsitzender, gibt sich auf Anfrage eher pragmatisch. „Schön ist anders.“ Das Kulturbüro lasse ihn nicht alleine, aber solange er nicht wisse, wer der mögliche neue Vermieter ist, könne er sich nicht sicher sein, was passiert. „Nichts genaues weiß man nicht“, fasst er zusammen.
Er hoffe, dass die Stadt bei der Suche nach einem Mieter ihre Verantwortung wahrnehme. Gerade für ihn und das Theater sei Planungssicherheit entscheidend. Wegen der Spielzeiten, die lange geplant werden, aber auch, weil erst vor wenigen Jahren 100 000 Euro in den Umbau gesteckt wurden. Das müsse das Theater ja erst einmal wieder reinholen. Und alternative Standorte? Fehlanzeigen. „Suchen Sie mal ,Theatersaal’ bei Immobilienscout“, scherzt er.
Darüber hinaus weist er auf das Konzept der alten Fabrik hin – wo Kultur, Sport und eben auch Handwerk beheimatet sind. Das sei passend für Wuppertal und auf jeden Fall erhaltenswert – zumal die Handwerker noch viel mehr zu verlieren hätten.
Andreas Balser, Inhaber der Ernst Balser Feinmechanik, ist einer davon. Für ihn ist der anstehende Verkauf existenzbedrohend. Die Firma sei seit 1976 im Haus, als Betriebe aus der Umgebung dort gesammelt wurden, um die Wohnbezirke aufzulockern. 14 Mitarbeiter sind bei ihm beschäftigt. An 20 bis 30 Maschinen wird gedreht, gefräst, gebohrt, geschliffen oder gestanzt. Er sagt, ein Umzug wäre sehr kostspielig für ihn.
Dass seine Firma sicher im Gebäude bleiben könne, auch im Falle des Verkaufs, ist für ihn nicht ausgemacht. Gewerbeverträge hätten teilweise Kündigungsfristen von drei Monaten, sagt er. Da sei es mit der Sicherheit nicht weit her.
Es fehle an einem Gesamtkonzept für das Gebäude
Er kritisiert die Stadt für die Informationspolitik – weil er nur per Mail von den Absichten informiert worden sei. Und dafür, dass das Haus in einem schlechten Zustand sei – nicht nur das Dach. Auch die unteren Stockwerke seien renovierungsbedürftig.
Er sieht die Gefahr, dass das Haus zu einem Spottpreis verkauft wird und dem neuen Eigentümer das Verantwortungsbewusstsein für die Mieter fehlen könnte. Und das Gefühl für deren Geschichte. Denn teils seien die Betriebe in dritter Generation auf dem Markt. „Manche sind fix und fertig“, sagt Balser und spricht von Existenzängsten bei den Betroffenen.
Christian Popien, Geschäftsführer der Firma Climb-Inn Klettersport, die das Boulder-Café Bahnhof Blo betreibt, ist etwas gelassener. Der Verkauf überrasche ihn nicht. Und generell seien damit Risiken aber auch Chancen verbunden. Am Gebäude müsse etwas getan werden, baulich und konzeptionell: „Es fehlt an einem Gesamtkonzept, für das, was hier entstanden ist“, sagt er. Und wenn die Stadt keine Kapazitäten habe, vielleicht ja jemand anderes.
Viel relevanter als die Frage nach dem Verkauf an sich sei für ihn die Frage, wie das Bieterverfahren aussehen soll: „An wen richtet es sich?“ Denn auch er möchte, dass jemand das Haus übernimmt, der die Mieter und die Quartiersstruktur berücksichtigt. Es könne nicht alleine um die höchste Menge Geld gehen, findet Popien.