Ein Blick, der Aufmerksamkeit weckt — Künstler zeigen ihre Lieblingsbilder
Christian von Grumbkow ist fasziniert vom Motiv des skeptisch blickenden Greises.
Wuppertal. Im Von der Heydt-Museum ist noch bis 23. Februar 2014 die Kunstsammlung Jean Gigoux zu sehen. Die Bilder reichen von „Cranach bis Géricault“, so der Name der Ausstellung, die exquisite Werke aus wichtigen Epochen der Kunstgeschichte versammelt. Jean Gigoux war selbst Maler. Er erwarb mit dem geübten Auge des Künstlers Werke anderer und trug so eine Sammlung zusammen, die ihresgleichen sucht. Aber wie wirken die Bilder heute auf zeitgenössische Maler? Die WZ hat Wuppertaler Künstler nach ihrem Lieblingsbild in der Sammlung Gigoux befragt.
Bei seinen Besichtigungen des Louvre in Paris entdeckte der Maler und Kunstsammler Jean Gigoux (1806-1894) Bilder von Rubens, Jordaens und von Anthonis van Dyck. Einige prächtigen Gemälde der flämischen Malerei gehören heute zu seiner Sammlung, die zurzeit im Von der Heydt-Museum zu sehen ist.
Van Dycks (1599-1641) „Kopf eines Greises“, das Porträt eines Unbekannten, zieht mit seinem eindringlichen Blick die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. So auch die des Wuppertaler Malers Christian von Grumbkow. Ihn fasziniert der Stil des flämischen Malers sowie das Motiv des Greises, der mit skeptischem Blick in die Zukunft zu schauen scheint. „Diese starken Pinselstriche, die mit ihrem klaren Schwung fast schon skizzenhaft wirken, mag ich sehr — wie auch bei Rubens“, sagt der 67-jährige Künstler. Es berührt ihn, wie der Greis seinen Lebenswillen noch nicht aufgegeben hat, obwohl er weiß, dass seine Tage gezählt sind.
Die offene Malweise sei sehr zukunftsweisend, van Dyck nehme hier schon in der Art des Farbauftrags den Impressionismus und in der Bewegtheit des Gesichtsausdrucks den Expressionismus vorweg, meint von Grumbkow. „Das macht das Bild sehr lebendig.“
Das leuchtende Blau lässt den Hintergrund so offen wirken, dass das Bild wie ein Ausschnitt aus einem größeren Ganzen wirkt. Von Grumbkow: „Die Farbe führt dazu, dass man sich das Bild weiterdenken kann.“ Der Maler lobt die „wunderbaren Übergänge der Farben“.
Van Dyck habe nass in nass gemalt, was auch seinem persönlichen Ansatz entspricht: „Nicht die Linie ist das Wichtige, sondern die Farbe“. Von Grumbkow arbeitet momentan mit dem Filmemacher Friedhelm Büchele an „Nachbarköpfe 2“, einem soziokulturellen Projekt mit Schulen im Bergischen Land, bei dem Videos mit Kurzinterviews oder mit kleinen künstlerischen Aktionen zum Thema Eigen- und Fremdwahrnehmung auf zwölf je 3,5 Meter große Köpfe im öffentlichen Raum projiziert werden.
Außerdem bestreitet er 2014 eine Einzelausstellung in Potsdam und ist auf diversen Kunstmessen (Mailand, Karlsruhe) vertreten. Red