Ein Burgherr auf Abruf — nach Kritik aus Wuppertal
Schloss Burg: Geschäftsführer Axel Kolodziej soll nach nur einem Jahr gehen.
Bei der Vorstandssitzung des Schlossbauvereins sollten eigentlich Zukunftskonzepte auf den Tisch kommen, sagt ein Teilnehmer. Aber dann drehte sich in der zweiten Januarwoche alles um die Sünden der Vergangenheit und um eine Personalie: Geschäftsführer Axel Kolodziej soll gehen.
Der 42-jährige promovierte Historiker, der die Geschäfte seit Anfang 2010 führt, habe es nicht geschafft, das „Intrigengeflecht“ in der Burg in den Griff zu bekommen, heißt es. Außerdem habe er keine belastbaren Zahlen vorlegen können. Moniert wird auch, dass 14.000 Euro für wissenschaftliche Literatur ausgegeben wurden. Zum Vergleich: Im Dezember soll der Verlust bei 12.000 Euro gelegen haben.
„Auf Schloss Burg haben einige den Schuss nicht gehört“, kommentiert einer der Teilnehmer drastisch. Es müsse schleunigst eine andere Lösung gefunden werden. Wie die aussehen kann, erläutert Eberhard Illner. Der Leiter des Wuppertaler Historischen Zentrums erkennt ein „ganz grundsätzliches Problem, das sich an einer Personalie festmacht, das aber tief in die Struktur hineingreift“. Die geforderte Entlassung von Kolodziej sei nur der Schlussstein einer 20-jährigen Entwicklung.
In Wuppertal mache man sich große Sorgen. Unter- und Oberburg seien heruntergewirtschaftet („eine einzige Katastrophe“). Alle potentiellen Geldgeber seien davor zurückgeschreckt, Geld in ein Fass ohne Boden hineinzustecken. Illner empfiehlt eine andere Rechtsform („das können Sie nicht mit Ehrenamtlichen machen“), etwa eine GmbH, um Geld von Land und Landschaftsverband zu erhalten, und eine zeitgemäße, auf Tourismus ausgerichtete Museumskonzeption. „Das haben andere Museen schon längst hinter sich.“
„Die Strukturen sind seit Jahren tradiert“, merkt Geschäftsführer Kolodziej an. „Ich bin mir, als ich antrat, bewusst gewesen, wie tief das Problem liegt.“ Er wolle jetzt zunächst mit seinem Anwalt sprechen. „Ich bin loyal gegenüber dem Schloss.“
Klaus-Dieter Schulz, der Vorsitzende des Schlossbauvereins, will die Personalie nicht kommentieren, nimmt aber Stellung zu anderen Punkten: „Mit einer Änderung der Rechtsform können Sie kein neues Geld kreieren. Wir müssen selber schwarze Zahlen schreiben.“ Der Ruf nach einer anderen Rechtsform sei schon 2009 laut geworden. Landesmittel habe das nicht gebracht. „Minister Lienenkämper erteilte eine Absage.“
Bei den schwarzen Zahlen soll jetzt die Stadt Solingen helfen — nicht durch höhere Zuschüsse, sondern durch Know-how. „Wir unterstützen den Schlossbauverein durch einen Mitarbeiter mit großer betriebswirtschaftlicher Kompetenz“, sagt Stadtsprecher Lutz Peters.