Er wird den Wuppertalern fehlen Ein Großmeister des feinen Humors und der leisen Töne - WZ-Karikaturist André Poloczek ist tot

Wuppertal · „Polo“ ist nach schwerer Krankheit gestorben – er wurde nur 62 Jahre alt. Ein Nachruf.

André Poloczek 2016 im Simonz am Arrenberg. Es sei ihm immer schwergefallen, sich von seinen Werken zu trennen, sagte er einmal.

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

Lokaljournalismus ist ein schwieriges Geschäft. Was immer ein Journalist schreibt, was immer ein Fotograf festhält, ist überprüfbar. Lokaljournalismus ist unmittelbar, nahbar und für Redakteurinnen sowie Redakteure jeden Tag eine echte Herausforderung. Wie schwer muss es dann erst sein, lokale Nachrichten in ernst zu nehmende und doch humoristische Satire zu verwandeln? Wie schwer muss es erst recht sein, all das auch noch zu zeichnen, mit sicherem Strich, auf hohem Niveau und stets wiedererkennbar an der Art, wie lokale Sachverhalte überzeichnet werden. Es gibt nicht viele Zeitungen in Deutschland, die sich mit lokalpolitischen Karikaturen schmücken können. Die Westdeutsche Zeitung, der General-Anzeiger, durfte sich dazu zählen. Und das ist ganz allein André Poloczek zu verdanken.

Sein Talent, sein Humor, seine Lokalkompetenz und vor allen sein Mut, sich auf dieses journalistische Abenteuer einzulassen, haben den Zeitungssamstag in Wuppertal zu einem besonderen Samstag gemacht. Egal ob die Schwebebahn wieder einmal nicht fuhr, ob sich Wuppertal über eine Seilbahn stritt, oder ob der Stadtrat die Baumschutzsatzung abschaffte - André Poloczek hatte dafür die satirische Überzeichnung, die politische Karikatur. Und aus jedem Strich sprach tiefes Wissen um die Befindlichkeiten dieser Stadt, seiner Stadt. Gute Journalisten sind dem Ort, an dem sie arbeiten, in einer Liebe verbunden, die Distanz und Kritik zulässt, ohne zu zerstören, ohne Brücken einzureißen. André Poloczek beherrschte diese hohe Kunst.

Poloczek war ein Wuppertaler durch und durch. 1959 geboren, kam er erst über Umwege zur Karikatur. Er studierte zunächst Germanistik, schrieb seine Abschlussarbeit über den Schriftsteller Wolfgang Schnell, einen Wuppertaler, natürlich, und arbeitete im Journalismus. „Aber überall, wo ich war, hat man mich aufgefordert, mal wieder etwas zu zeichnen“, erinnerte sich Polo, so sein Künstlername, einmal in einem Gespräch mit WZ-Redakteur Andreas Boller. Zeichnen war das herausragende Talent Poloczeks. Zu Schulzeiten habe er die Ränder von Reclam-Heften bemalt, Zeichnungen von Mitschülern. „Aber den größten Erfolg hatte ich immer dann, wenn ich Typen skizziert habe und ihnen Worte in den Mund legte, die sie so auch sagen würden.“ So entstehen gute Karikaturen. Wer das kann, dessen Talent spricht sich herum. Viele Tageszeitungen in Deutschland griffen auf die Werke des Wuppertalers zurück. Die Macher des Satire-Magazins Titanic schätzten die Qualität von André Poloczeks Arbeiten. Mit „Polo“ signierte Zeichnungen fanden Fans überall - vor allem auch in Wuppertal.

Wie sehr die Fähigkeiten André Poloczeks nachgefragt waren, zeigte sich nicht zuletzt auch in seinem Wirken an der Junior Uni. Ihm war es eine helle Freude, Kindern das Geheimnis des feinen Strichs und des leisen Humors näher zu bringen.

In der Nacht zu Freitag ist André Poloczek nach schwerer Krankheit gestorben. Er wurde nur 62 Jahre alt. Polo wird Wuppertal und den Wuppertalern fehlen.