Ein Hauch von Gold - Wuppertals Schürfer werden nicht reich

Das Edelmetall gibt es sogar in der Düssel — doch für die Mineralienfreunde zählt etwas anderes.

Schöller/Aprath. So ähnlich muss es sich auch am Klondike River zugetragen haben, zu Zeiten des großen Goldrausches im 19. Jahrhundert. Männer stehen knöcheltief im Flüsschen, schütteln ihre mit Wasser, Steinen und Sand vom Grund gefüllten Pfannen. Vorsichtig, damit ja nichts wieder herausfällt, außer den groben, wertlosen Steinen. Immer auf der Suche nach dem Blinken, das verrät: Hier liegt Gold.

Helmut Lorenz hätte damals sicher viel des Edelmetalls gefunden, so versiert, wie er seine Pfanne schwingt. Zwischendurch wirft der 80-Jährige immer wieder einen prüfenden Blick in seine Schüssel, dann wird weiter geschüttelt. „Die Bewegung muss einfach stimmen.“

Ob Düssel oder Klondike, zumindest die Arbeitsweise ist die gleiche, doch Gold, sagt er mit einem Lächeln, sei eher ein Nebenprodukt seiner Wäscherei. Wer angesichts der derzeit hohen Preise für das Edelmetall jetzt gleich die Schüssel aus der Küche holen und sich auf den Weg zur Düssel machen will, sollte aber ganz viel Zeit mitbringen. Der Goldrausch hierzulande misst sich in Körnchen.

Everhardus Schakel, wie Lorenz Mitglied der Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie (VFMG), hat es extra ausgerechnet. „Rund 20- bis 30.000 Goldkörnchen braucht man für ein Gramm.“ Dafür bekommt man mit Glück um die acht Euro. In einem kleinen Döschen hat Schakel das Ergebnis einer einstündigen Waschung mitgebracht. 207 Körnchen, fein aufgereiht, glitzern in der Sonne. Bis zum Gramm fehlt also noch einiges, und die Probe stammt dazu noch von der Eder, im Vergleich zur Düssel ein wahres Dorado. Wer hier wäscht, hat nach einer Stunde manchmal nicht mal ein Körnchen in der Pfanne.

Lorenz, Schakel und ihre Kollegen sind auf ganz andere Sachen aus. „Hier kommt zum Beispiel Korund vor, nach dem Diamant das zweihärteste Mineral — aber kein Edelstein“, erklärt Lorenz, während er das Ergebnis seiner Waschung in eine Plastiktüte abfüllt. „Das schaue ich mir zu Hause unter dem Mikroskop genauer an.“ Aus dem, was sie in ihren Schüsseln finden, lasse sich zum Beispiel ableiten, wie die Gegend früher einmal ausgesehen hat, erklärt Frank Höhle, Leiter der Bezirksgruppe Berg-Mark-Wuppertal der VFMG. „Der Verlauf der Gebirge etwa.“ Auch Kupfer sei regelmäßig unter den Funden.

Je schwerer das Material aus dem Flüsschen sei, desto besser bleibe es in der Schüssel hängen, erklären die Experten. Wie sehr er die Technik beherrscht, demonstriert Lorenz mit drei im Vergleich zu Schakels Probe recht großen Goldkörnchen. Im Nu sind sie im großen Haufen aus Wasser, Sand und Steinchen verschwunden, doch Lorenz hat sie nach zwei, drei Minuten wieder herausgewaschen. „Kein Problem, Gold ist das schwerste Material.“

Fünf bis zehn Mal pro Jahr fahren die Vereinsmitglieder zum Mineralienwaschen. Auch in der Wupper sind sie hin und wieder unterwegs. Dass Lorenz und seine Kollegen für ihr Hobby manchmal belächelt werden, nehmen sie mit Humor. „Andere stehen auch stundenlang am Wasser und fangen keinen Fisch.“ Es sei einfach interessant. „Aber bestimmt kein Hobby zum Reichwerden“, betont Lorenz lächelnd und füllt noch einmal seine Pfanne auf.