Glosse: Von einem, der auszog, ein Telekom-Kunde zu werden
Wohl dem, der ein Telefon hat. Noch wohler ist dem, der es geschafft hat, dieses bei der Deutschen Telekom zu beantragen — und auch zu bekommen. Damit ist natürlich nicht das Telefon als solches gemeint, sonder der mysteriöse Vorgang des Freischaltens einer Leitung und die Gnade der Telekom, Otto Normalverbraucher als Kunden zu akzeptierten.
Der Wuppertaler Rolf B. erinnert sich: Er hatte bereits 2009 der Telekom damit gedroht, bei ihr Kunde zu werden — und dann dreist einen DSL-Anschluss bestellt. Was der Mann nicht wusste: So leicht gibt die Telekom nicht nach. Wer monatlich seine Gebühren entrichten möchte, der muss sich anstrengen. Also hat Rolf B. mehr als fünf Monate lang auf seinen Telefonanschluss gewartet und in dieser Zeit über 50 Handy-Telefonate mit der Telekom geführt. Aufgrund der intelligenten Einrichtung weltweit operierender Callcenter hat der Wuppertaler je nach Tageszeit vermutlich mit Arbeitnehmern in Indien, China und anderen aufstrebenden Schwellenländern gesprochen, um endlich am Westfalenweg einen Anschluss zu erhalten. Es hat nichts genutzt: Selbst 34 Schreiben von der Telekom brachten nicht die gewünschte Verbindung. Rolf B. fuhr sogar persönlich ins schöne Bonn, um für seinen Anschluss zu werben.
Fast wäre es ihm in diesem Stadium gelungen, zum Telekom-Kunden zu werden, hätte der Kommunikationsgigant nicht ganz tief in die Trickkiste gegriffen, um das Vertragsverhältnis zu verhindern: In einem Schreiben an Rolf B. sprach Ralf Hoßbach, der Leiter des Kundenservices der Telekom, eben jenem Rolf B. sein Beileid für dessen unerwartetes Ableben aus. „Im Namen der Telekom möchte ich Ihnen mein Beileid zum Tod von Rolf B. aussprechen. Ihrem Wunsch entsprechend beenden wir die Verträge wie folgt.“
Rolf B. saß erschüttert im Westfalenweg, las diesen Brief, kniff sich in den Arm und fühlte Schmerz. Er schlussfolgerte daher, noch am Leben zu sein. Folglich ging er mit der Beileidsbekundung zum T-Punkt nach Barmen und legte den Brief dem Telekom-Mitarbeiter vor. Der schaute den Untoten entsetzt an und fragte: „Wieso kommen Sie damit zu mir?“
Rolf B. gab nicht auf. Engagiert forderte er weiter sein Recht ein, ein Telekom-Kunde sein zu dürfen. Heute hat er einen Telefonanschluss, wie er im Rückblick stolz erzählt — und es geht ihm richtig gut. Mit Telefonanschluss, das ist wie ein zweites Leben.