Ein Kaffeehaus soll Senioren zwanglos zusammenbringen

Angela van Neerven ermöglicht im „Seni-Netz“ älteren Menschen neue Kontakte. Für ein Café als Treffpunkt sucht sie Unterstützer.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. „Ich bin mutig hinmarschiert — und seitdem bin ich kleben geblieben.“ So schildert Berni Gunkel (85) munter, wie er zum Seni-Netz gestoßen ist. „Ich fühle mich da aufgefangen.“ Das Seni-Netz ist eine Idee von Angela van Neerven. Die 43-Jährige erlebte, wie ihre 74-jährige Nachbarin nach dem Tod ihres Mannes ihr Leben umstrukturieren musste und neue Kontakte brauchte. Angela van Neerven gründete 2014 das Netzwerk, in dem sich Senioren treffen und gemeinsam Unternehmungen planen. Jetzt will sie mit einem Kaffeehaus einen festen Anlaufpunkt schaffen. Und hat dafür eine Crowdfunding-Kampagne im Internet gestartet.

Berni Gunkel erzählt von den Unternehmungen im Seni-Netz: „Wir haben schon eine Rundfahrt im Duisburger Hafen gemacht, den Altenburger Dom besichtigt, waren in Aachen und an der Möhnetalsperre.“ „Und wir haben uns dort kennengelernt“, ergänzt Erika Pistol (77) glücklich. Nach Monaten, in denen sie sich nur freundschaftlich grüßten, hat es bei den beiden Senioren Klick gemacht. Nun nehmen sie zu zweit an den Ausflügen und den regelmäßigen Frühstückstreffs in verschiedenen Cafés teil.

Angela van Neerven ist dabei fröhliche Mittlerin, die die Besucher zusammen- und den älteren Herrschaften die modernen Medien näherbringt. Verabredungen werden inzwischen ganz zeitgemäß mit Whatsapp auf dem Handy organisiert. Sie hilft, Smartphones einzurichten und wenn mal etwas nicht funktioniert.

Ortwin Jürgen (82) will sich mit ihrer Hilfe jetzt auch ins Internet wagen. „Bisher habe ich Computer verteufelt. Aber ich verspreche mir, mehr Material zu finden.“ Das Seni-Netz ist für den Witwer eine große Bereicherung: „Ich bin fürchterlich allein“, sagt er unumwunden. Nach dem Tod seiner Frau fehlen ihm Kontakte. Die Idee eines Kaffeehauses unterstützt er ausdrücklich: „Wir brauchen einen Anlaufpunkt.“

Angela van Neerven hat ein Geschäftslokal mit Terrasse in Aussicht, gut erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln, barrierefrei und in einer Umgebung mit Geschäften. Im Kaffeehaus soll es Frühstück, kleine Speisen sowie Kaffee und Kuchen geben — zu kleinen Preisen. „Senioren essen viel draußen, um unter Menschen zu kommen“, weiß sie. „Aber das darf nicht zu teuer sein.“

Das „Kaffeehaus by Seni-Netz“ soll ein ganz normales Café für Jedermann werden. Das Besondere wird ein großer Tisch sein: „Da kann jeder Platz nehmen, der neugierig ist und sich unterhalten will“, erklärt Angela van Neerven. Weil sie die Bedienung im Kaffeehaus übernimmt, kann sie jeweils Brücken bauen für diejenigen, die noch keinen kennen.

Aber auch sonst will sie jederzeit Ansprechpartnerin sein — und weiterhin Handys fit halten. Zudem plant sie Themenrunden zu Politik, Kultur oder was sonst noch gewünscht ist.