Ein märchenhaftes Musical im CDG
Rund 80 Schüler des Barmer Gymnasiums bringen das Stück „Grimm!“ auf die Bühne.
Generalprobenatmosphäre bei tropisch-schwülen Temperaturen im Carl-Duisberg-Gymnasium: Die sieben Geißlein mitsamt ihrer Geißenmutter, die drei kleinen Schweinchen, die beiden Hunde Sultan und Rex sowie Wolf und Rotkäppchen tanzen munter in einem stilisierten Wald, der an diesem Wochenende so gar nicht kühl und schattig ist. Letzter Schliff für die Premiere des Musicals „Grimm!“ am Montagabend.
Es ist die zehnte Produktion, die die Musical-AG der Schule in dieser Woche präsentiert. Der Untertitel des Stücks „Die wirklich wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf“ lässt erahnen, dass es sich hier um eine gewitzte Neuinterpretation aus mehreren bekannten Märchen und der ewigen Geschichte von Gut und Böse handelt. Autor Peter Lund hat daraus ein unterhaltsames Stück über Wahrheit und Lüge, eine große Freundschaft und die kleine Nuance zwischen schwarz und weiß gemacht. Der Komponist Thomas Zaufke komponierte abwechslungsreiche Musik vom Barock über tollen Klamauk bis hin zum 21. Jahrhundert.
Etwa 80 Schülerinnen und Schüler, Ehemalige und ein Lehrerteam um Corinna Windhoff, Lehrerin für Musik und Kunst sowie Künstlerische Leiterin der Produktion, arbeiten seit Beginn des Schuljahres an der Umsetzung des Stückes.
Die Originalproduktion wird in allen Bereichen von Jugendlichen der Schule umgesetzt: Die Musik liefert das schuleigene Musicalorchester unter der Leitung von Corinna Windhoff, Mittel- und Oberstufenchor unter der Leitung von Annette Engelmann singen dazu solistisch und chorisch. Auf der Bühne tanzen und agieren Mitglieder des Literaturkurses Musical von Max Lahme. Auch Licht- und Tontechnik liegt in Schülerhänden, betreut von Jörg Wassermann.
Zunächst probten die Gruppen getrennt, etwa seit Februar kommt das gesamte Ensemble zusammen. „Das sind aufwändige Pläne, damit alles passt“, sagt Corinna Windhoff. Natürlich reichen die zunächst wöchentlichen Proben nicht aus, sondern es gibt zahlreiche zusätzliche Termine und ganze Wochenenden, die Darsteller und Musiker bei Proben verbringen. Zusätzliche Motivation bringt das Coaching von echten Musical-Profis.
Kostüme, Requisiten und Bühnenbild hat Corinna Windhoff in großen Teilen entworfen, ihre Kollegin Gabi Barrenstein hat die Kostüme genäht. Teile der Kulissen entstanden in Kunststunden. „Wir haben zum Beispiel viele Pilze aus Pappmaché gebaut“, berichtet Corinna Windhoff, die auch Kunst unterrichtet. Auch die Werkstätten der Wuppertaler Bühnen haben geholfen. Sie überließen der Schule ausgemusterte große Kulissenwände, die die Schüler für ihr Stück neu bemalt haben. Die Werkstätten halfen auch, eine Idee von Corinna Windhoff umzusetzen: Sie wollte leuchtende Bäume auf der Bühne haben. Mit LED-Leuchten funktioniert es jetzt und „sieht genial aus“, sagt die Künstlerische Leiterin beglückt.
Sie selbst hat die großen Musical-Produktionen im Jahr 2000 angestoßen. Denn sie wünschte sich statt klassicher Schulkonzerte künstlerische Produktionen, an denen sich viele beteiligen können und die in der Schule erarbeitet werden. Nachdem ihre zweite Produktion „Fame“ während der Schultheaterwoche im Schauspielhaus gezeigt werden durfte, entwickelte sich die Tradition des Auftritts auf großer Bühne. So wird das Musical „Grimm!“ nach Aufführungen in der Schule in diesem Jahr im kommenden Jahr auch wieder im Opernhaus zu sehen sein — eine große Herausforderung für die Jugendlichen, der manche auch zunächst einschüchtert. Corinna Windhoff motiviert sie dann: „Ich sage ihnen: ,Auf so einer großen Bühne steht ihr nie wieder.’“
Sie ist überzeugt, dass sich der Aufwand auszahlt: „Ich kriege viele Rückmeldung, dass das Selbstbewusstsein wächst und sich Persönlichkeiten entwickeln.“ Und auch Schulleiterin Silvia Schwarz sagt: „Es ist faszinierend die Schülerinnen und Schüler in ganz anderen Rollen als Schauspieler, Tänzer, Sänger oder Musiker auf der Bühne zu erleben. Für mich als Schulleiterin ist der pädagogische Wert dieses außergewöhnlichen Musical-Projekts gar nicht hoch genug einzuschätzen. Es werden Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Durchhaltevermögen, Kreativität und Kommunikationsfähigkeit sowie selbstsicheres Auftreten gelernt, ohne dass dies theoretisiert werden müsste. Und: Es macht am Ende allen Spaß.“
Red/kati