Ein Sonntag mit Rodin und Degas

Beim Familienvortrag der Junior Uni stimmte Gerhard Finckh, Direktor des Von der Heydt-Museums, auf die kommende Ausstellung ein.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. „Man merkt, dass wir uns in den Herbstferien befinden. Im Durchschnitt sind unsere Studenten heute nämlich etwas älter als sonst“, bemerkte Ina Krumsiek zu Beginn augenzwinkernd. Die Geschäftsführerin der Junior-Uni freute sich trotzdem über den großen Andrang für die „Matinee mit Museumsdirektor“, die gestern im Audimax der Bildungseinrichtung stattfand.

Rund 80 Kunstinteressierte - darunter einige Schulkinder und viele „ältere Semester“ - ließen es sich trotz strahlenden Sonnenscheins nicht nehmen, von Museumsdirektor Gerhard Finckh mehr über die Protagonisten der neuen Ausstellung des Von der Heydt-Museums zu erfahren. Die heißt „Degas und Rodin - Giganten der Moderne“ und wird Ende Oktober eröffnet.

Gerhard Finckh, Direktor des Von der Heydt-Museums

„Edgar Degas und Auguste Rodin gehören zu meinen Lieblingskünstlern“, betonte Finckh gleich zu Anfang. Der Bildvortrag begann aber überraschend mit Fotos von Usain Bolt und der Mannschaft von Borussia Dortmund. „Wie beim Sport gibt es auch in der Kunst immer einen Wettbewerb darum, wer der Beste ist“, sagte er. So auch zwischen Rodin und Degas, die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zwei wichtige Wegbereiter der modernen Kunst waren.

Finckh führte in ihre Biographie ein und zeigte exemplarisch Fotos von einzelnen Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen der Künstler. Immer war er dabei auf der Spur von Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Degas kam aus einem wohlhabenden Elternhaus, konnte ausgedehnte Reisen nach Italien unternehmen und stellte früh im legendären Pariser Salon, der Bühne des französischen Kunstbetriebs, aus. Rodin dagegen entstammte eher einfachen Verhältnissen, verbrachte nach einer Lebenskrise einige Zeit im Kloster und musste sich die künstlerische Anerkennung erst erarbeiten.

Am Ende ihres Lebens, beide starben 1917, hatten sich diese Vorzeichen umkehrt. „Rodin war in ganz Europa gefeiert und wurde sehr reich, während Degas als alter Mann nicht so berühmt gewesen ist und als Griesgram galt“, stellte Finckh fest.

Die offensichtlichste Gemeinsamkeit der beiden Künstler ist ihr großer Beitrag zum Impressionismus, der frühsten Stilrichtung der „Modernen Kunst“. Beide brachen mit akademischen Traditionen und rückten subjektive Eindrücke (französisch: impressionnisme) in den Mittelpunkt ihres Schaffens.

„Die Bezeichnung war dabei ursprünglich ein abschätzig gemeinter Spitzname, über den sich die Künstler keineswegs freuten“, erklärte Finckh, der das Publikum merklich mit seiner Begeisterung ansteckte - auch die Kleinsten lauschten mucksmäuschenstill seinen anekdotenreichen Schilderungen. „Es bleibt die Frage, wer nun der bessere, wichtigere Künstler war. Ihr könnt sie euch selbst beantworten, wenn ihr in acht Tagen zu uns ins Museum kommt“, schloss Finckh seinen Vortrag. Die neunjährige Ebru konnte es danach kaum erwarten, ein berühmtes Bild von Degas zu sehen: „Ich finde „Die drei Tänzerinnen“ besonders schön und möchte das Bild mal von nahem sehen.“