Aufführung Ein Tenor begibt sich in Wuppertal als junger Müllergeselle auf Wanderschaft
Wuppertal · Daniel Johannsen zeigt mit Andreas Fröschl am Klavier Franz Schuberts „Die schöne Müllerin“.
„Das Wandern ist des Müllers Lust“ – mit diesem bekannten Lied beginnt Franz Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“. Am 23. Februar wird sich der österreichische Tenor Daniel Johannsen als junger Müllergeselle auf Wanderschaft begeben. Vor fast 25 Jahren, noch als Student, debütierte er mit Schuberts erstem Wilhelm-Müller-Zyklus. „Seitdem habe ich diese 20 herrlichen Lieder an allen möglichen und unmöglichen Orten dargeboten“, sagt er im Gespräch mit der WZ. Er sang in einer schlichten Methodistenkirche im kanadischen Toronto, im YMCA in Jerusalem oder im Gemeinschaftssaal eines Kibbuz. „Auch in vielen Wohnzimmern habe ich mich damit hören lassen“, sagt der renommierte Tenor, dessen Liste mit Klavierpartnern bei der „Müllerin“ ebenso lang wie eindrucksvoll ist. Auch Helmut Deutsch und Graham Johnson stehen darauf.
In Wuppertal wird er mit dem Pianisten Andreas Fröschl konzertieren. Der österreichische Tenor und der bayrische Pianist, beide in Wien ansässig, widmen sich seit 2018 gemeinsam bekannten und unbekannten Schätzen des Liedrepertoires. „Die schöne Müllerin“ zählt neben der „Winterreise“ zu den bekanntesten Kompositionen Franz Schuberts und zu den bedeutendsten Liederzyklen der Musikgeschichte. Schubert vertonte 1823 die Gedichte von Wilhelm Müller. Die erzählen von dem Müllergesellen, der sich in die schöne Müllerstochter verliebt, die ihn jedoch nicht erhört. Schuberts Liederzyklen berühren immer noch und immer wieder, ganz besonders bei einem Tenor, der für die intensive Interpretation der starken erzählerischen Bilder bekannt ist.
Der 1978 in Wien geborene Daniel Johannsen freut sich auf die Konzerte in Wuppertal, die genau in jenem Saal stattfinden werden, in dem Andreas Fröschl und er im September 2021 zu Gast waren: im Mendelssohn-Saal der Historischen Stadthalle. „Wir hatten dort Aufnahmen für einen traumhaft schönen Musikfilm“, sagt der Tenor, „da will man einfach wieder hin.“
Zwei Schulkonzerte für Kinder
der 3. und 4. Klassen
Nun ist Johannsen der Einladung seines Kollegen Thomas Laske gefolgt. Der Wahl-Wuppertaler rief 2021 die Reihe „Liedertal“ ins Leben und engagiert hochkarätige Sänger und Sängerinnen zu Liederabenden nach Wuppertal. „Thomas Laske und mich verbindet eine langjährige Kollegenschaft im Oratorium. Besonders schön konnten wir das bei Enoch zu Guttenberg erleben“, sagt Johannsen. Er schätzt sehr, dass Laske mit denkbar größtem Idealismus regelmäßig Liederabende in der Historischen Stadthalle, „einem der schönsten Musikgebäude der Welt“, so Johannsen, veranstaltet. „Das kann man gar nicht hoch genug würdigen.“
Thomas Laske, Bariton und ebenso leidenschaftlicher Liedsänger wie Johannsen, kennt viele hervorragende Sängerkollegen und möchte ihnen einen Raum für den Liedgesang geben. Vor allem möchte er dem Wuppertaler Publikum Liederabende von hoher Qualität bieten und eine vergessene Tradition aufleben lassen: In früheren Jahrzehnten fanden regelmäßig Liederabende in Wuppertal und auch auf dem Johannisberg statt.
Thomas Laske möchte den Liedgesang auch Kindern nahebringen, die heute oft keinen Bezug mehr zu Singstimmen haben. Deshalb gibt es am nächsten Morgen zwei Schulkonzerte mit der „schönen Müllerin“. Für Tenor Johannsen ist es nicht das erste Mal, dass er rund um einen Liederabend „für die Großen“ ein besonderes Programm für Jüngere darbietet. „Ich finde das sogar lebensnotwendig für das ganze Genre“, sagt er.
Raphael Amend, der Leiter der Bergischen Musikschule, hat viele Jahre im Rahmen der Wuppertaler Kammermusikreihe „Saitenspiel“ Schulkonzerte konzipiert und präsentiert. Er wird auch diese Konzerte moderieren und freut sich darauf, Kindern das Kunstlied nahezubringen.
Um nah an der Musik und den Musikern zu sein, ist für Amend die Interaktion wichtig: Rhythmen werden entdeckt und nachgeklatscht, musikalische Themen werden mitgesungen. Und die Kinder sollen auch etwas über Schubert, die Geschichte des Müllers und der schönen Müllerin erfahren. „Das Schöne an so einem Konzert ist auch die Überraschung – für die Kinder und für mich“, sagt Amend.