Ein warmes Mittagessen für möglichst viele Kinder

Welche Familien dafür Zuschüsse bekommen und warum der Förderverein Schulmittagessen mehr Spender braucht.

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Die Grünen haben das Schulmittagessen wieder in die Diskussion gebracht: Sie fordern, den Förderverein Schulmittagessen mit 50 000 Euro aus dem Stadt-Haushalt zu unterstützen. Denn das vom Verein gesammelte Geld reiche nicht nicht mehr für alle bedürftigen Kinder.

Die Kosten für ein Mittagessen in der Schule, die je nach Modell bei etwa 3,50 Euro pro Mahlzeit liegen, tragen grundsätzlich die Eltern. Familien mit wenig Geld können finanzielle Unterstützung beantragen. Dafür gibt es Mittel für Bildung und Teilhabe (BuT), die auch für Nachhilfe und Klassenfahrten, für Sportangebote oder Musikunterricht beantragt werden können.

Anspruch auf BuT-Mittel haben nicht nur Familien, die Hartz IV beziehen, sondern auch die, die wohngeldberechtigt sind. „Der Gesetzgeber hat bewusst auch die Familien einbezogen, in denen die Eltern zwar arbeiten, das Geld aber nicht reicht“, erklärt Sozialdezernent Stefan Kühn (SPD).

Aus den BuT-Mitteln bekommen die Eltern aber nicht den gesamten Preis für das Mittagessen bezahlt — sie müssen einen Euro selbst übernehmen. „Das Gesetz geht davon aus, dass die Familien eine Mahlzeit zu Hause sparen, sie daher das Geld aufbringen können“, erklärt Kühn. Im Hartz IV-Regelsatz sind für Kinder von 6 bis 13 Jahren 113,77 Euro pro Monat für Nahrungsmittel und Getränke vorgesehen — was etwa 3,80 Euro pro Tag entspricht.

Trotzdem gibt es Familien, für die der eine Euro pro Tag und Kind viel Geld bedeutet. Marc Schulz von den Grünen drückt es so aus: „Hartz IV reicht hinten und vorne nicht.“ Um ihnen zu helfen, hat sich 2005 der Förderverein Schulmittagessen gegründet, der mit Spendengeldern hilft. Anfangs übernahm er 50 Cent, „aber das konnten wir nicht durchhalten“, erklärt die Vereinsvorsitzende Renate Warnecke (SPD). Um möglichst vielen Familien helfen zu können, legten sie die Förderung auf 25 Cent pro Kind fest. Rund 2000 Kinder unterstützt der Verein auf diese Weise — das sind in Summe 114 000 Euro pro Jahr.

Dabei muss der Verein mit weiteren bedürftigen Kinder rechnen, denn es steigt die Zahl der Kinder, die über Mittag betreut werden. „Wir haben allein in den letzten drei Jahren 1000 neue Plätze im Offenen Ganztag geschaffen“, macht Stefan Kühn deutlich. Wenn man davon ausgehe, dass jedes dritte Kind in Wuppertal zu einer Familie gehört, die Hartz IV oder Wohngeld erhält, könne es allein dadurch 300 weitere Kinder geben, die auch Anspruch auf Unterstützung fürs Mittagessen haben.

Beim Förderverein weiß man, dass man immer mehr Geld brauchen wird. Ideen, nur noch bestimmte Schüler, etwa Grundschüler, zu unterstützen, hat man verworfen: „Es haben doch alle Kinder Hunger“, sagt Renate Warnecke.

Die Grünen sehen die Stadt in der Pflicht, dem Verein zu helfen. Kühn macht darauf aufmerksam, dass bereits städtisches Geld an die Familien geht. Die BuT-Leistungen kämen zwar vom Bund. Die Stadt streckt sie vor, erhält aber nicht alles zurück: Etwa 5,5 Millionen zahle die Stadt für alle BuT-Leistungen aus, erhalte dafür aber nur 4,2 Millionen.

Die Linken im Stadtrat kritisieren einerseits die vorige rot-grüne Landesregierung, die sich nicht um die Finanzierung des Schulmittagessens gekümmert habe. Sie fordern aber auch, dass die Stadt eingreifen muss. Marc Schulz sagt: „Man kann auf Land und Bund verweisen. Aber ich bin Kommunalpolitiker und kann nur hier etwas tun.“

Renate Warnecke betont, es gehe nicht darum, den Verein zu erhalten, sondern um die Kinder. Sie hofft, dass sich künftig weitere Spender finden. „Bisher hat es auch immer geklappt.“ Infos zu Spendenmöglichkeiten finden sich auf

schulmittagessen.de