Wuppertaler Zoo Ein Weihnachtsmahl für die Elefanten
Etwa 50 Besucher schmückten Donnerstag im Zoo Tannenbäume mit Leckereien für die Tiere. Bäume und Schmuck wurden restlos verzehrt.
Wuppertal. Verenice wird im Januar drei Jahre alt. Tapfer stapft das kleine Mädchen an der Hand ihres Vaters den Hügel hinauf. Die Anstrengung lohnt sich, denn das Ziel ist das Elefantenhaus im Wuppertaler Zoo. Verenice, ihre Eltern und viele weitere Kinder werden dort als Gastgeber auftreten: Sie bereiten den Elefanten ein Festmahl. Ein Festmahl mit Äpfeln, Möhren und Brot geschmückten Weihnachtsbäumen.
Ob Verenice aufgeregt ist? „Nee“, sagt sie grinsend. Jedenfalls noch nicht. Drinnen, im Elefantenhaus, kann sie schon mal vom Arm ihrer Mutter aus einen Blick auf die großen Tiere werfen. Dann geht es über einen Seiteneingang auf das Außengelände der Anlage.
Sanfte Riesen werden die Tiere oft genannt. Das klingt etwas abgedroschen, und durchaus auch widersinnig: Denn wenn einer der Riesen einem Menschen sanft auf den Fuß tritt, dann ist dort nichts mehr so, wie zuvor. Deshalb bleiben die Elefanten auch so lange drinnen, bis die Kinder, ihre Eltern und ihre Großeltern fertig sind mit dem Zubereiten des Weihnachtsessens. Etwa 50 Personen sind gekommen und verteilen sich auf dem sandigen, leicht abfallenden Gelände, einige Tannenbäume stecken dort im Boden.
Dann fährt eine der Tierpflegerinnen den Radlader herein. Er hat Kisten mit vorbereitetem „Baumschmuck“ geladen: Durch alles wurde ein Loch gebohrt, damit es auf die Zweige gesteckt werden kann. Und sofort beginnen alle mit dem Schmücken. „Wie alt ist das Brot?“, fragt der zehnjährige Thilo den Tierpfleger Gustav Rückiner. Er hält zwei fast zehn Zentimeter dicke Scheiben Graubrot in den Händen, in deren Mitte wurden ebenfalls Löcher geschnitten. „Ach, nur zwei oder drei Tage alt“, antwortet der Elefantenpfleger. „Also bitte, wenn du Hunger hast“, fügt er lachend hinzu.
Ein besonders großer Baum wird mit einem durchstochenen Salatkopf gekrönt. Verenice greift sich einen Apfel und stapft los. Am Baum angekommen hat sie Schwierigkeiten, den Apfel mit den kalten, kleinen Fingern auf den Zweig zu stecken. Ihre Mutter kann helfen, ihr Vater macht Fotos.
Janine Helbeck ist mit ihrem vierjährigen Sohn Lias in den Zoo gekommen. Der rennt eifrig zwischen den Kisten und seinem Baum etwas weiter unten hin und her. „Das ist eine ganz tolle Sache“, sagt seine Mutter. „Die Kinder haben so einen Spaß, weil sie den Elefanten eine große Freude bereiten. Und wie oft ist man schon mal auf dem Gelände hier?“
„Ich glaube, wir haben zu viel geschnitten“, sagt Elena und schaut in die Kisten. Sie ist elf Jahre alt und die Tochter einer Tierpflegerin. Sie und ihre siebenjährige Schwester Luisa haben bei den Vorbereitungen geholfen und Äpfel und Brot durchbohrt. Ungefähr eine Stunde habe das gedauert.
„Macht nichts, dann bekommt Tusker auch noch etwas“, sagt Gustav Rückiner. Tusker ist der Bulle, der zur Zeit nicht mit der Herde zusammensein darf. Seine Tochter könnte trächtig werden, und Inzucht muss vermieden werden.
In nur 20 Minuten sind die Bäume über und über mit Schmuck behangen. Thilo hat eins der Brote schon fast zur Hälfte aufgegessen. Doch nicht nur das: „Ich habe einige Brotstücke in die Löcher in dem Baumstumpf da hinten gedrückt. Das können die Elefanten dann da raus holen oder ansaugen.“
Neben den Kisten steht ein Eimer mit warmem Wasser zum Händewaschen, Gustav Rückiner ruft zum Abmarsch auf. Durch das Elefantenhaus geht es wieder nach draußen. Von dort hat man einen guten Blick auf das Außengelände. Die Weihnachtsbäume sehen wirklich hübsch aus. Jetzt ist Verenice dann doch noch etwas aufgeregt.
Und dann kommen endlich die Elefanten. Und wie sie kommen: Fast schon im Laufschritt stürzen sie sich auf die Bäume und die Leckereien, die die Kinder überall auf dem Sandplatz verteilt haben. Elefantenbaby Tuffi begeistert die Zuschauer ganz besonders, wenn es mit seinem kleinen Rüssel nach Äpfeln angelt. Die Großen rütteln und knicken die Tannenbäume und stecken sie sich ins Maul, als sie keinen Behang mehr daran finden. Und Thilo steckt sich, das Schauspiel gebannt verfolgend, die letzten Brocken seines Brotes in den Mund.