Ein Weihnachtsmann namens Björn

Warum ein Alleinunterhalter aus Wuppertal derzeit Hochkonjunktur hat.

Wuppertal. Björn Wagner rümpft die Nase, wenn er an Weihnachtsmänner mit Jeans unter dem Mantel denkt. An solche, die nicht einmal die Armbanduhr oder den Ehering abnehmen, wenn sie die Kinder beschenken. "Der Weihnachtsmann ist nicht verheiratet", sagt er mit Bestimmtheit. "Außerdem ruft der Weihnachtsmann nicht auf dem Handy an oder klingelt an der Tür. Er klopft."

Wenn Björn Wagner dieser Tage in die Rolle des Mannes mit dem Rauschebart schlüpft, dann überlässt er nichts dem Zufall. "Ich habe mir sogar von einem Apotheker ein Weihnachtsmannparfüm mischen lassen", erzählt der 36-Jährige. Wenn die Kinder mit großen Augen auf seinem Schoß sitzen, riecht Wagner nicht nach Aftershave, sondern nach Vanille und Zimt.

Dem Wuppertaler ist Professionalität wichtig. Schließlich ist er hauptberuflich Entertainer. 1996 hat sich Wagner selbstständig gemacht. Zunächst als Alleinunterhalter mit Keyboard und Klavier, später dann auch als DJ, Luftballonkünstler, Dudelsackspieler, Osterhase und zur Adventszeit als Weihnachtsmann und Nikolaus. Seine Eltern hätten sich eigentlich einen "klassischen Beruf" für ihren Sohn gewünscht. "Wie das immer so ist", sagt Wagner und lächelt. Doch nach der kaufmännischen Ausbildung hielt den Wuppertaler nichts in dem Beruf. Seine Frau habe Verständnis für den außergewöhnlichen Job, der den Terminkalender ihres Mannes gerade vom 24. bis 26. Dezember füllt.

An Heiligabend reihen sich Auftritte an Auftritte. Da kommt der Weihnachtsmann gar nicht dazu, sich umzuziehen. In voller Montur - mit Bart, Mütze und falscher Brille - setzt er sich in sein Auto und fährt quer durch Wuppertal und Umgebung. Die Polizei habe ihn so zum Glück noch nie angehalten. Wagner fürchtet als Weihnachtsmann besonders Wohnungen im sechsten Stock und gut beheizte Stuben. Im Kostüm sei es nämlich sehr heiß.

2003 war es allerdings das Fernsehen, das ihn ins Schwitzen brachte. RTL lockte den Wuppertaler zu einem getürkten Auftritt, der sich als die Hölle für jeden Nikolaus herausstellte. Die Kleinen waren außer Rand und Band, ein Junge zog ihm schließlich sogar Bart und Perücke runter. Noch schlimmer: Die Auftraggeber gaben Wagner absichtlich zu einigen Kindern keinen Info-Zettel. Den braucht der Nikolaus aber, um über die guten und die nicht so guten Taten der Kinder im Bilde zu sein. Wagner improvisierte: "Zu den Eltern nicht lieb gewesen, Zimmer nicht aufgeräumt - das passt immer." Am Ende wurde der Entertainer Testsieger.

Doch das war nicht der schwerste Auftritt für Björn Wagner. Den hatte er als Weihnachtsmann an Heiligabend. Bei einem Familienbesuch sollte der Darsteller einem kleinen Kind nicht nur Geschenke überbringen, sondern auch Grüße von der Mutter, die kurz zuvor gestorben war. Da wurde Wagner klar: Der Mann im rot-weißen Mantel trägt nicht nur einen Sack mit Geschenken - sondern auch eine große Verantwortung.