Oliver Polak: In der Rolle des Ekelpakets

Oliver Polak witzelt über seine jüdischen Glaubensbrüder.

Wuppertal. Die Kluft fügt sich blendend ins Ghetto der Neuzeit: Trainingsjacke mit Kapuze, dazu Jogging-Hose, die unter dem Bierbauch spannt und ständig in Richtung der Knie rutscht.

Comedian Oliver Polak, am Sonntag zu Gast in der Börse, schwitzt unter der Kunstfaser und macht die Damen im Publikum mit uncoolen Sprüchen an. Als wäre es damit nicht genug, packt er mit seinem Programm auch noch ein heißes Eisen an: "Jud Süß sauer".

Die herben Scherze der Show sind überhaupt nur annähernd erträglich, weil Polak selbst Jude ist. Schäferhunde aus Pappe flankieren den Mann aus Papenburg, sie tragen SS-Mütze und Judenstern. "Lasst uns alle Juden sein", singt er, während Luftballons durch den Raum schweben. Und dann erzählt Polak ausgiebig von seiner Freundschaft zu einer Muslima. Als ihren drei Brüdern klar wurde, dass sie mit einem Juden zusammen war, stirbt sie ganz zufällig an drei Stichen von Messern, die eigentlich nur in die Spülmaschine fliegen sollten.

Der grenzwertige Humor in einer Show mit Revuecharakter und Gesang will erst einmal verdaut werden. Das fällt umso schwerer, als Polak gnadenlos die Rolle des Nervtöters ausreizt. Nachdem bereits sein Buch "Ich darf das, ich bin Jude" an die Nieren ging, sammelte er Pointen für das neue Programm. Der Titel steht im Kontext mit einer Fast-Food-Kette. Dort möge es doch mal "Führerwochen" geben und zum Hamburger die Soße "Jud süß-sauer".

Die Beiträge changieren zwischen Stammtischphrasen und Intellektuellengeschwafel, wobei man nie mit letzter Sicherheit weiß, auf welcher Seite Polak gerade steht. Wie ein Schlüssel wirkt eine Passage, in der er darüber nachdenkt, was aus den Kabarettisten geworden wäre, wenn die Nazis den Endsieg errungen hätten: Sie hätten wahrscheinlich die gleichen Possen entwickelt, sie aber mit regierungskonformen Inhalten gefüllt.

Polak wagt sich vor in den Raum jenseits der Frage, ob politische Korrektheit immer das Maß der Dinge sein muss. Damit reizt er beständig den Zuschauer zur Frage, ob Lachen gestattet ist, wenn es pikiert wirkt.