Das Instrument der Engel liegt auch gut in einer Männerhand
Wer bislang glaubte, dass die Harfe nur bei Frauen hoch im Kurs steht, konnte sich in der Stadthalle vom Gegenteil überzeugen.
Wuppertal. Wer glaubt, dass die Harfe ein typisches Frauen-Instrument ist, wurde im dritten Konzert der Reihe "Johannisberg International" in der Stadthalle eines Besseren belehrt: Xavier de Maistre, ehemaliger Solo-Harfenist der Wiener Philharmoniker, beweist, dass das "Engels-Instrument" - wie beim biblischen David - auch in Männerhänden gut aufgehoben sein kann.
Zusammen mit dem Wiener Kammerorchester unter Stefan Vladar spielt er Händels Konzert op. 4 Nr. 6, ursprünglich für Orgel geschrieben, doch mit solistischen Passagen, die durchaus an die Spieltechniken der Harfe erinnern. Holzpodest und Positionierung sehr vorne am Bühnenrand sorgen dafür, dass die Harfe im großen Stadthallen-Saal gut zu hören ist. Denn das ist die größte Sorge aller Orchester-Harfenisten: dass sie nicht genügend gehört werden.
Händel hält viele Solostellen für den Harfenisten bereit, der die Dynamik fein gewichtet und sich auf identische Auffassung beim Orchester verlassen kann. Über samtenem Streicherklang taucht die Harfe im zauberhaften Larghetto ein in die kantable Klangseligkeit des Satzes.
Der Dirigent nimmt die Phrasen kurz und entfaltet federnden Barockklang. Im Standard-Werk für Solo-Harfe, dem Konzert für Harfe und Orchester C-Dur op. 82 von Francois Adrien Boieldieu, packt der Harfenist durchaus kräftiger zu, wobei sich in der hohen Lage eine gewisse Härte breitmacht.
Doch die virtuos perlenden Läufe, sanftes Pianissimo und singender, melodischer Fluss entschädigen sofort. Das Orchester nimmt sich sehr zurück und überlässt dem Solisten das Feld, wenngleich eine intensivere Verschmelzung etwa mit dem Streicherklang durchaus reizvoll wäre: Die gezupfte Harfe behält ohnehin die Dominanz über den weicheren Streichern.
Dennoch lädt die gefällige Musik ohne besondere Dramatik ein zum Entspannen und genussvollen Zurücklehnen. Ganz anderen Harfenklang entfaltet de Maistre in seiner ersten Zugabe, einem flotten spanischen Tanz, wo sein Instrument an die leidenschaftlich geschlagene Gitarre erinnert.
Die "Italienische Serenade" von Hugo Wolf und die frühe fünfte Sinfonie in B-Dur von Franz Schubert sind schwerelos-heitere Musiken von guter Konsumierbarkeit. Sie atmen in ihrer scheinbaren Leichtigkeit den Geist Haydns und Mozarts und sind beim Wiener Kammerorchester in besten Händen. Einheitlicher Streicherklang, subtil tirilierende Flöte und souveräner Holzbläser-Klang geben den Werken die nötige Grazie und Beschwingtheit.