Ein Wuppertaler auf Schwarzeneggers Spuren
Der Wuppertaler Riccardo Nemolato will am Samstag in Österreich den Titel des Mister Universum gewinnen — nach monatelanger Schinderei.
Wuppertal. Am Samstag, 18. Juni, ist der große Tag. Wenn ab 15 Uhr alles gut läuft, dann hat Wuppertal ab sofort seinen eigenen Arnold Schwarzenegger— sozusagen: Bei der Wahl zum Mister Universum messen sich im österreichischen Baden bei Wien am Samstag mehr als 150 Bodybuilder aus ganz Europa — und Riccardo Nemolato ist dabei.
Seit Dezember bereitet sich der 26 Jahre alte Wuppertaler auf den Wettkampf vor, hat täglich zwei bis drei Stunden lang trainiert, hat Gewichte gestemmt und das Laufband malträtiert. Mit einem ausgeklügelten Speiseplan hat Nemolato erst Muskel-Pakete auf- und danach sämtliche Fettpolster abgebaut. Alles für den „Mister Universe 2011“. Und deshalb ist er nun ein bisschen aufgeregt.
Dabei lässt der junge Elberfelder mit italienischen Wurzeln beileibe nicht zum ersten Mal die Muskeln spielen: Gerade erst war er bei der Westdeutschen Meisterschaft und der Deutschen Meisterschaft zweier wichtiger Verbände siegreich. Eine Leistung, die Nemolato vor allem als Ergebnis von festem Willen und eiserner Disziplin sieht. „Es geht darum, den Körper zu meißeln.“
In seiner Klasse ist Riccardo Nemolato also bereits ein Champion — jetzt will er auch internationales Ansehen. „Den Titel zu erreichen, das wäre schon etwas ganz Großes.“ Seine Chancen sieht der Wuppertaler realistisch. „Ich fahre hin, um zu gewinnen, klar. Aber ich bin nicht der Typ, der sagt: ,Ich putz’ die alle weg.‘ Außerdem kenne ich meine Konkurrenz noch gar nicht.“
Nur etwa zehn Minuten werden die Muskel-Männer vor der Jury posieren — „doch das sind die schlimmsten zehn Minuten, die man sich vorstellen kann“, sagt Riccardo Nemolato. „Die Scheinwerfer sind locker 50, 60 Grad heiß, die Jury will alles sehen. Man steht wie rohes Fleisch auf der Bühne. Je roher, desto besser.“ Ähnlich zum Eiskunstlauf gibt es Pflicht und Kür: „Erst kommen die Pflicht-Posen: Bizeps, Brust, Bizeps von hinten“, zählt Nemolato auf. „Man zeigt sich einmal komplett.“ Dann werden die Athleten einzeln aufgerufen und präsentieren eine einminütige Kür mit Musik, die sie selbst zusammengestellt haben.
Der Kür-Teil könnte Riccardos Minute werden — denn im Gegensatz zu anderen Bodybuildern kann er tanzen: Seit Jahren gibt der Musikfan, der im Hauptberuf als Maler und Lackierer arbeitet, Breakdance- und Hip-Hop-Kurse im Jugendzentrum Röttgen. Zum Bodybuilding hat ihn sein Freund Daniel Tarka gebracht, selbst begeisterter Athlet. Seit sechs Jahren wird nun in der Elberfelder Kraftfabrik trainiert: „Ohne Daniel wäre ich niemals so weit gekommen.“
Am Freitagmorgen ist Riccardo Nemolato gemeinsam mit Trainerin Andrea Klapp nach Österreich aufgebrochen. Dass der Wettkampf ausgerechnet in Arnold Schwarzeneggers Heimatland ausgetragen wird, sei allerdings Zufall, sagt Andrea Klapp. Zwar gilt „Arnie“ noch immer als das große Idol. „Doch ich bin eher auf mich selbst fixiert und mein eigenes Vorbild“, sagt ihr Schützling. Er trete mit dem ruhigen Gewissen, sich perfekt vorbereitet zu haben. „Ob’s reicht, sehen wir dann.“