Eine App aus Wuppertal macht Schulwege sicherer
Tanja und Jens Leven haben eine digitale Karte entwickelt, auf der Eltern Gefahrenstellen eintragen können.
Wuppertal. 7.15 Uhr, es ist dunkel. Der Berufsverkehr rollt. Auf dem Bürgersteig gehen Grundschulkinder, mit ihren Schulranzen auf dem Rücken und mit Reflektoren ausgestattet. Ein Stopp beim Kaugummiautomaten, einmal Naseplattdrücken am Schaufenster des Spielwarenladens. Dann geht es weiter. Es wird gelacht, Verstecken gespielt und irgendwann erreichen sie die Schule.
Zur gleichen Zeit sorgen sich die Eltern, ob ihre Sprösslinge auch sicher und pünktlich ankommen. Auf dem Schulweg lauern Gefahren, es passieren viele Unfälle. Für jede Grundschule in Wuppertal gibt es einen Stadtplan mit „empfohlenen Schulwegen“. Gefahren wie kurzfristig eingerichtete Baustellen sind allerdings nicht eingezeichnet.
Die Wuppertaler Bauingenieure Tanja und Jens Leven wollen genau dieses Problem lösen. Sie haben eine Schulweg-App entwickelt, einen digitalen Stadtplan für Kinder, der täglich aktualisiert wird. Jens Leven steht vor seinem Büro in der Bildhauerstraße und hält einen schmalen Tabletcomputer in der Hand. „Zum Beispiel dieser Container hier,“ sagt er und zeigt auf die gegenüberliegende Straßenseite. „Der nimmt die Sicht beim Überqueren der Straße. Also mache ich schnell ein Bild davon, verorte und kategorisiere es, und kann dazu noch einen Kommentar schreiben. Dann klicke ich auf Abschicken und jetzt kann jeder Nutzer es auf der Karte sehen.“
„Ein Stadtplan von den Leuten für die Leute“, so beschreibt das Ehepaar sein Projekt. Jeder Nutzer des Stadtplans soll sich im Internet oder per App seine individuelle Karte zusammenstellen können. Momentan befindet sich die App noch in der Testphase. In Projektgruppen wird mit Schülern, Lehrern, der Polizei oder Kommunen zusammengearbeitet. Studenten der Bergischen Uni behandeln die App in ihren Bachelorarbeiten und erweitern die Karte.
„Wir wollen es nicht bierernst haben. Es soll ein Stadtplan von der Verkehrssicherheit bis zur besten Dönerbude in der Stadt werden. Und die Leute entscheiden mit ein paar Mausklicks, was sie auf der Karte sehen wollen“, sagt Jens Leven. Aber immer aus dem Blickwinkel der Kinder. „Unsere Töchter finden Balancierbalken klasse. Da würden Eltern nie drauf kommen, dass das toll sein kann. Genau so etwas können dann die Eltern mappen, damit auch andere im Stadtteil darauf aufmerksam werden“, sagt Tanja Leven.
Nicht nur in Wuppertal wird die App gefordert. Das Ehepaar ist in ganz Deutschland unterwegs und hält Seminare. Für Wuppertal haben die beiden Bauingenieure aber einen besonderen Wunsch: „Wir möchten, dass Wuppertal die erste Großstadt ist, in der flächendeckend gemappt wird.“