Wuppertal Eine Chance für die Bergbahn?

Der Förderverein gibt die Hoffnung nicht auf, dass die Bahn wieder fährt — und sucht Unterstützung.

Marcus Benninghoven (l.) und Jürgen Eidam hoffen, dass die Bergbahn irgendwann nicht mehr nur als Modellbahn fährt.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Als Marcus Benninghoven 1967 geboren wurde, da war die Barmer Bergbahn schon fast zehn Jahre Geschichte. „Als Kind konnte ich noch die alten Schienen erkennen“, erinnert er sich. Die blieben bis Anfang der 1980er Jahre liegen. Und der Rest? Nach der letzten Fahrt am 4. Juli 1959 musste es offenbar ganz schnell gehen. Buchstäblich eingebrannt haben sich vielen Wuppertalern die Bilder der brennenden Wagen. „Wuppertaler Denkmalpflege“, wie böse Zungen behaupten. Die beiden übriggebliebenen Wagenkästen fristeten kurzzeitig ihr Dasein auf Kinderspielplätzen — und wurden dann einfach verbuddelt. Im Zoo liegt einer noch vergraben. Da ist der Bergbahn-Verein sich ziemlich sicher und würde das Relikt gerne bergen. Was fehlt, sind professionelle Unterstützung und ein geeigneter Bagger.

Zur traurigen Historie passt, dass sich die Stadt Wuppertal 1984 für ihr Bergbahndenkmal mangels erhalten gebliebener Originalteile Zahnrad-Material aus Stuttgart besorgen musste — wo eine Bahn ähnlichen Modells bis heute erfolgreich fährt.

Vielleicht gerade aufgrund des unrühmlichen Endes und dem aus heutiger Sicht beispiellos unwürdigen Umgang mit den Wagen hat die Bergbahn noch viele und große Fans. Wie eben Benninghoven, der 2009 den Förderverein ins Leben rief. Dessen zehnter Geburtstag, dazu der 60. Jahrestag der letzten Fahrt und der 125. der ersten Fahrt machen 2019 zu einem besonderen Jahr für alle Bergbahn-Enthusiasten. Im Restaurant „Zur Alten Bergbahn“, der ehemaligen Bahnhofsgaststätte, wird es am 13. April von 11 bis 17 Uhr eine große Ausstellung geben. Doch auch, wenn bei dem Thema viel Nostalgie mitschwingt: „Wir wollen nicht nur zurückblicken“, betonen Benninghoven und der aktuelle Vorsitzende Jürgen Eidam.

Denn es gibt die Vision: Die Bergbahn soll wieder fahren. Irgendwann. „Machbar ist das“, wissen die beiden, spätestens, seitdem Master-Student Daniel Buth — auf Initiative des Vereins — 2015 eine Planungsstudie vorgelegt hatte. Hürden gibt es, zum Beispiel baulicher Natur, weil die Talstation verlegt werden müsste zum Barmer Bahnhof. „Machbar, passt sogar besser“, sind sich die beiden einig.

Viel höher hängt die Latte aber bei den Finanzen. 40 bis 45 Millionen Euro dürften es sein, hat Buth vorgerechnet. Eine Summe, bei der erstmal betretenes Schweigen herrscht. „Vielleicht auch machbar“, sagen aber Benninghoven und Eidam. Zum Beispiel über Fördermittel. Ein Thema allerdings, bei der der Verein sich ein wenig alleingelassen fühlt. Auf Rückhalt in der Bevölkerung könnte der Verein sicher bauen. Eigentlich immer, wenn — rückblickend — über die Bergbahn irgendwo berichtet wird, häufen sich die Kommentare à la „Die hätte niemals abgebaut werden dürfen“ und „So etwas wäre eine Attraktion für Wuppertal“. Auch von Leuten übrigens, die altersmäßig die Bergbahn gar nicht mehr in Aktion erlebt haben.

Die Barmer Bergbahn
als Teil des ÖPNV

Ohne Hilfe käme man nicht weiter, sagen die Vorsitzenden mit Blick auf die Stadt. Dass die Verwaltung sich momentan mit einem anderen Bahn-Typ herumschlagen muss, lassen die beiden nicht gelten — und werben für ihre Bergbahn. „Sie wäre ein gutes Bindeglied zwischen den Verkehrssystemen“, sagt Benninghoven und hebt noch einmal vor, dass die neue Bergbahn viel mehr als ein Touristen-Gag sein soll. „Sie wird Teil des ÖPNV.“

Kritisch sehen Eidam und er den aktuellen Stand der Verwaltung beim Thema Verkehr. „Es gibt kein richtiges Konzept. Wo will Wuppertal hin?“ Hier und da mal ein neuer Radweg, das alleine reiche nicht. Andere Städte diskutierten mittlerweile sogar die Wiedereinführung ihrer stillgelegten Straßenbahn. Die Bergbahn wieder zu beleben, ihre Technik zu nutzen, könnte ein Vorreiter sein und sei „ein wirkliches Zeichen für Nachhaltigkeit“.

„Die Idee des engagierten Vereins, die Bergbahn wieder zu reaktivieren, finde ich äußerst spannend und sehr ambitioniert“, sagt Oberbürgermeister Andreas Mucke. „Es wäre, wenn es realisiert werden könnte, ein weiteres Vorhaben, mit dem wir die Attraktivität unserer Stadt fördern könnten: eine emissionsfreie Zahnradbahn von der Gewerbeschulstraße bis zum Toelleturm. Die Hürden dafür sind allerdings sehr hoch: Insbesondere die Kosten, die nach einer ersten Einschätzung über 40 Millionen Euro betragen, müssten ohne Belastung des städtischen Haushaltes finanziert werden.“ Er wolle bald ein Gespräch mit dem Verein führen, um sich über den aktuellen Stand zu informieren.