Geschichte Eine Schnapsidee für Cronenberg

Cronenberg. · Das Freibad Hütterbusch entstand 1932 und sorgte für viele schöne Sommer.

Das Sprungbrett wurde 1934 errichtet.

Foto: Manfred Stader

„Das war das schönste Freibad, das Wuppertal je hatte“, schreiben Nutzer in Sozialen Netzwerken über das Cronenberger Freibad Hütterbusch. Und Kurt Moskat sagt: „Der Weg dorthin war beschwerlich. Aber einmal dort angekommen, war es sehr idyllisch.“ Man sieht ihm bei seinen Erinnerungen die Freude an. So wie dem 84-Jährigen geht es vielen Cronenbergern, wenn man sie auf das frühere Freibad am Hütterbusch anspricht. Alleine der Gedanke an das heute als Hundeschule und -tagesstätte benutzte Waldschwimmbad bringt bei vielen Jugenderinnerungen zu Tage und erwärmt trotz der kalten und nassen Tage zu Jahresbeginn das Herz.

Die Sudberger und Küllenhahner kamen auch

„Die Cronenberger gingen nicht in andere Bäder außerhalb von Cronenberg. Aber wir kamen von Sudberg und Küllenhahn hier runter“, erinnert sich das wandelnde Lexikon der Dorper Heimatgeschichte, Manfred Stader, an seine Jugendzeit. 30 Pfennig habe damals der Eintritt gekostet. „Allerdings war es an der Kasse immer so voll, dass ich selten bezahlen musste. Oft habe ich mich durch die Lücken in den Zäunen hereingeschmuggelt“, verrät Rudolf Schabacher.

Den Erzählungen nach begann die Geschichte des Freibads Anfang des Sommers 1932 nach einer „Schnapsidee“ von drei Männern namens Fritz Deis, Josef Mucha und Emil Rauhaus, die sich die Zeit vertreiben wollten und die Idee zu einem Badeteich hatten. Diese trieben sie voran, gemeinsam mit 81 weiteren Mitstreitern.

So, wie es in der Chronik zum 25-Jährigen notiert ist, war das zugleich auch die Geburtsstunde des Natur- und Wassersportvereins Hütterbusch. Anfangs sollte der unterhalb der Siedlung Hütterbusch ausgebaute Tümpel nur für die angesiedelten Bewohner zugängig sein. Doch zum Glück kam es anders. Der Verein entwickelte sich – auch durch den Idealismus der Mitglieder, die tatkräftig anpackten, zu einer Erfolgsgeschichte.

Schnell lernten die Cronenberger ihr Bad lieben. Als das Bad vom Krieg zerstört wurde, sprang laut dem Jubiläumsheft Carl Putsch, der Besitzer des Zangenunternehmens Knipex, dem Verein zur Seite und verhalf den „Hütterbuschern“ zu neuen Erfolgen.

„So wurde Hütterbusch lange vor dem Freibad Neuenhof beheizt und hatte auch als erstes Bad in Wuppertal und Umgebung eine Wasserrutsche“, beschreibt Erika Sievers, die letzte Vorsitzende des Cronenberger Schwimmvereins (CSV), zu dem der Verein am Hütterbusch in der Zwischenzeit umbenannt war.

Noch heute ist vielen unklar, warum das Freibad Hütterbusch nicht mehr existiert. „Die Kosten waren einfach zu hoch. Es wurde vom Strandbad bis in die Ringstraße eine unterirdische Kanalisation gefordert“, erinnert sich Harald Biederbach an die jahrelangen Diskussionen. Zumal auch die städtischen Zuschüsse gekürzt wurden.

Fragen, ob man das Bad nicht doch retten und erhalten hätte können, beantwortet Erika Sievers mit einem klaren Ja. „Hätte man natürlich schaffen können. Aber dazu hatte ich als Zugezogene kein Netzwerk“, erinnert sich die heute 73-jährige Ex-Vorsitzende, die den Verkauf an sich nicht bereut. Denn nur so habe sie den Verein, der mittlerweile als „SV Orca Wuppertal“ existiert, aber mit Hütterbusch – außer dem Materiallager - nichts mehr am Hut hat, vor den Schulden retten können. „Und wir haben keine Ruine hinterlassen, die vergammelt wäre. Es wird, wie ich glaube, sogar gut genutzt“, betont Sievers.

„Es war Liebe auf den ersten Blick. Dadurch habe ich den Vorsitz naiv übernommen und die Situation unterschätzt. Ich glaubte daran, dass der Verein und das Bad mit viel Arbeit und Engagement zu retten seien“, räumt Sievers eigene Fehler ein. „Vielleicht hätte ich mutiger sein sollen und örtliche Unternehmen bezüglich Unterstützung anfragen sollen“, spricht die ehemalige Psychologin über eine verpasste Möglichkeit zum Erhalt des Bades. Vielleicht habe sie sich auch immer wieder von der politischen Frage, ob man denn zwei Freibäder in Cornenberg brauche, einschüchtern lassen.

Dabei merkt man der Rentnerin an, wie sehr sie die Gedanken an das Freibad noch immer aufwühlen. „Dieses Freibad hat vielen Menschen schöne Stunden beschert und auch viele Paare zusammengebracht“, spricht sie von unbezahlbaren Erlebnissen der Cronenberger, die sie einer „Schnapsidee“ drei junger Männer verdanken.