Veranstaltung Eine Wuppertaler Ausstellung rund um die erste Zeugin der Auferstehung
Luisenviertel. · Ein Triptychon der Künstlerin Anke Büttner ist Maria Magdalena gewidmet und kann in St. Laurentius bestaunt werden.
Voll mit wechselnden Emotionen kommt derzeit die Auferstehung Christi in der Laurentiuskirche daher – und das aus einer starken Perspektive heraus: Das moderne Triptychon von Anke Büttner ist Maria Magdalena gewidmet, und im Zugriff der Malerin ist diese biblische Figur eine präsente und selbstbewusste Person.
Werner Kleine betonte bei der Eröffnung in der Basilika seine Überzeugung: „Maria Magdalena war die erste Auferstehungszeugin.“ Als Pastoralreferent stand er schon hinter mehreren der christlichen Auftragsarbeiten, die Büttner seit 2013 für den öffentlichen Raum geschaffen hat. Als demnach erste Zeugin von Jesu Überwindung des Todes ist Maria für ihn auch zentral für das, was folgte: „Es ist nicht das leere Grab, was den Glauben weckt, sondern die Begegnung mit dem Auferstandenen.“
Person zwischen
Sünderin und Apostelin
In der Historie ist Maria aus Magdala eine schillernde Gestalt. Kleine fasste bei der Eröffnung zusammen: „In der Bildtradition hat man versucht, diese Frau zu zähmen.“ Die vier Evangelien erwähnen sie sämtlich als besagte erste Zeugin der Auferstehung. Der Apostel Paulus freilich berichtete, das sei vielmehr Petrus gewesen. In der Kirchen- und Kunstgeschichte erscheint sie mal als schwere „Sünderin“, konkret als Prostituierte, doch wurde sie auch als „Apostelin“ gedeutet (die etablierten zwölf Jünger sind bekanntlich allesamt Männer). Und nicht zuletzt gab es immer wieder Stimmen, für die Maria Magdalena die Geliebte Jesu war.
Orientiert an der Vorstellung, dass es sich zumindest um die erste Zeugin handelte, zeigt Büttner sie nun in einem sprichwörtlichen Wechselbad der Gefühle. Drei Tafeln, wie sie Triptychen eigen sind, bieten vielleicht generell die kleinste mögliche Basis, um eine Art Geschichte zu erzählen. Hier jedenfalls geschieht genau das: Von links nach rechts passiert eine Menge, und der Abfolge des Geschehens entspricht die Vielzahl an Gefühlen.
Alles drei sind pointierte Szenen, und die erste zeigt Maria am leeren Grab, wo sie nur noch ein Leintuch vorfindet. Dreifach ist hier eine Frau zu sehen, und wie Büttner sagt, hatte sie dort an drei Gemütslagen Marias gedacht (auch wenn Nummer zwei und drei alternativ als Begleiterinnen lesbar seien). Verzweiflung, Trauer und auch Wut gehören sichtlich zu den Gemütslagen, die Maria umtreiben – kein Wunder: Nachdem sie Jesu Tod erleben musste, sah sich die Jüngerin (oder gar Geliebte?) jetzt schließlich überdies mit einem verstörenden Fakt konfrontiert: Der Leichnam war fort.
Im Gegensatz zu diesen drei eher statischen Posen sprüht Bild drei vor Leben und Tatendrang: Bei der (Land-)Arbeit sind hier Menschen ebenso zu sehen wie im heiteren Familienleben - Büttner entschied übrigens bewusst, dass sie alle weiblich sind.
Ein Fischernetz dient
Jesus als Leinentuch
Vielleicht wiederum typisch für Triptychen: Auf dem mittleren Bild liegt der Fokus. Hier sieht man die Begegnung mit dem Mann, den Maria zunächst für den Gärtner hält, aber dann als Christus erkennt – samt der Einsicht, dass er also den Tod besiegt hat. Es erscheint als Bindeglied zwischen Lethargie links und vitalem Aufbruch rechts. Auffällig dabei das Einvernehmen beider auf Augenhöhe – dass Maria hier genauso groß ist wie Jesus, statt zu ihm aufzuschauen wie wohl mancherorts in der Kunsttradition, war ein weiterer Beschluss Büttners.
Weniger geplant war indes laut der Künstlerin („Das kommt beim Machen“) ein prägnantes Detail im ersten Bild, also dem am Grab: Besagtes (biblisch fundiertes) Leintuch taucht bei ihr als Fischernetz auf – eine recht freie Variation in Anspielung auf den Fischerberuf, den mehrere Apostel ausgeübt haben. Grund genug für Werner Kleine, Maria Magdalena hier eine „Menschenfischerin“ zu nennen – und für die Wertschätzung dieser Figur bei Büttner fand er noch weitere Bezeichnungen: „Sie ist kein blondes Weibchen, sondern eine stolze Königin.“