Verkehr Elterntaxis vor Wuppertals Schulen: Bringzonen bringen nichts

Zu Stoßzeiten knubbeln sich vor Schulen die Eltern-Taxis. Ein Pilotprojekt der Grundschule Kruppstraße zur Lösung des Problems ringt um Akzeptanz.

"Taxi Mama" stellt zahlreiche Schulen und ihr Umfeld vor Probleme.

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Wuppertal. Auch Verkehrserziehung bei Eltern braucht mitunter Zeit. Ende März wurden an der Grundschule Kruppstraße die ersten drei Hol- und Bringzonen eingerichtet, an denen Eltern ihre Kinder auf dem Schulweg mit dem Pkw an- oder absetzen können. Noch allerdings sind die eingerichteten Zonen nicht wirklich bei den Eltern präsent. „Das Bewusstsein für die Bereiche ist noch nicht da“, räumte Schulleiter Holger Schwaner ein. Zu oft würden die Kinder noch direkt an der Schule abgesetzt, statt zumindest die letzten Meter zu Fuß zur Schule zu gehen. Den Eltern fehle noch „das Vertrauen in die Sicherheit der Verkehrswege“, erklärte Schwaner bei der Veranstaltungsreihe „Transformationstandem“, die sich am Dienstagabend in der Citykirche Elberfeld dem Thema Schulwegsicherung widmete.

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Mit den Hol- und Bringzonen für die Schüler betritt die Grundschule Kruppstraße, in der derzeit knapp 200 Schüler unterrichtet werden, Neuland. Als erste Schule in Wuppertal hat sie diese Zonen eingerichtet - um die Verkehrsbelastung durch an- und abfahrende Elterntaxis zu reduzieren, aber auch um die Kinder wieder mit den Erfahrungen eines Schulweges vertraut zu machen. Der Schulweg sei für die Mädchen und Jungen „lernförderlich“, zudem sei Bewegung gerade für Kinder elementar, betonte der Schulleiter.

Überdies sei die Verkehrssituation vor der Schule sehr angespannt - auch weil in dem Bereich noch eine Gesamtschule liegt. Und da sind die Elterntaxis eine kritische Masse. Laut einer Befragung nutzen 43 Prozent der Eltern der Grundschüler bei schlechtem Wetter den eigenen Pkw als Taxi, um Tochter oder Sohn zur Schule zur chauffieren. Verschärft wurde diese Tendenz noch durch den Wegfall der Schulbezirksgrenzen. Die Einrichtung der Hol- und Bringzonen soll hier ein Umdenken bringen.

In den Bereichen an der Kruppstraße können vier bis sechs Pkw halten, die Eltern können ihre Kinder absetzen, der Verkehr vor der Schule wird nicht zusätzlich zu dem sonst üblichen Aufkommen belastet. Fußabdrücke aus roter Farbe sollen von den Zonen zur Schule führen. Mittlerweile sei die Farbe aber leider nicht mehr zu sehen, weil die Stadt sich nicht entschließen konnte, wetterbeständige Farbe zu nehmen, bedauerte Schwaner. Nun gelte es also, bei den Eltern Akzeptanz für die Hol- und Bringzonen zu schaffen. Man sehe sich derzeit noch als Pilot für das Projekt in Wuppertal, sagte der Schulleiter.

Wichtig seien auch begleitende Maßnahmen, um den - immerhin auf wenige hundert Meter verkürzten - Schulweg sicherer zu machen. So wurden an der Kruppstraße Straßenübergänge einsichtiger gemacht, Parkflächen wurden gesperrt, um die Sichtbarkeit der Kinder zu erhöhen. Entwickelt hatte das Konzept die Grundschule Kruppstraße mit der Stadt und dem Büro für Forschung, Entwicklung und Evaluation.

Dessen Gründer Jens Leven widmete sich im ersten Teil des Abends dem schulischen Mobilitätsmanagement. Vor allem die Tatsache, dass Wuppertal bei der Zahl der Verkehrsunfälle mit Kindern bundesweit die rote Laterne hält, erzürnte ihn. In Wuppertal sei bei Unfällen in 35 Prozent der Fälle Kinder oder Jugendliche betroffen, diese Altersgruppe mache jedoch nur 16 Prozent der Bevölkerung aus - ein klares Zeichen dafür, dass Kinder und Jugendliche ein besonders großes Risiko tragen, in Unfälle verwickelt zu werden. Zudem gebe es eindeutige Unfallschwerpunkte in der Stadt: So ereigneten sich 50 Prozent der Unfälle auf weniger als 60 Straßen der Stadt, erklärte Leven.

Hier müssten Politik und Verwaltung dringend aktiv werden und sich das Ziel setzen, bis „zum Jahr X“ die Zahl der Unfälle mit Kindern zu halbieren. Das sei ohne großen Aufwand möglich und nötig, entsprechende Maßnahmen seien „alternativlos“.