Neue Projektleiterin Endspurt auf dem Bob-Campus in Wuppertal: Termin für Eröffnung steht
Wuppertal · Im April ziehen die ersten Mieter auf das Gelände der ehemaligen Textilfabrik an der Grenze von Oberbarmen und Wichlinghausen. Es gibt viele Möglichkeiten für Menschen im Quartier, sich einzubringen.
Es ist der Endspurt“, sagt Johanna Debik, während sie über den Bob-Campus geht. Das Gelände einer ehemaligen Textilfabrik an der Grenze von Oberbarmen und Wichlinghausen wird zu einem neuen Treffpunkt im Quartier, einem Ort der Gemeinschaft. Noch ist Fantasie nötig, um sich vorzustellen, dass in fünf Monaten die offizielle Eröffnung stattfindet. Kabel hängen von den Decken, der Boden wird durch Planen geschützt, es riecht nach Farbe. Handwerker arbeiten auf den vielen Ebenen.
„Ich sehe vor allem den Fortschritt“, sagt Johanna Debik. Ein Raum, in dem die Arbeiten noch nicht ganz so weit sind, lässt erahnen, wie es früher auch im restlichen Gebäude aussah: dunkel, ungemütlich. In den anderen Räumen ist davon nichts mehr zu erkennen. Sie sind großzügig, hell, die Sonne scheint durch die Fenster – auf die alten Backsteine und die frische Farbe. Die Geschichte der Textilfabrik bleibt sichtbar, es beginnt jedoch ein neuer Abschnitt.
Johanna Debik ist Vorstandsmitglied der Montag Stiftung Urbane Räume, die das Projekt seit 2018 entwickelt. Wichtiger als die Räume ist das Konzept, mit dem sie gefüllt werden. Die Stiftung hat sich auf gemeinwohlorientierte und chancengerechte Stadtentwicklung spezialisiert, setzt Projekte wie das des Bob-Campus mit dem Initialkapital-Prinzip um. Durch die Investition in eine Immobilie soll das Quartier dauerhaft profitieren. Durch Mieteinnahmen soll sich das Projekt selbst tragen und sogar einen Überschuss erzielen, der sozialen Initiativen im Stadtteil zugute kommt.
„Das funktioniert nur, wenn die Menschen das Projekt mittragen und mit Leben füllen“, sagt Johanna Debik. Elina Schniewind ergänzt: „Mich begeistert es, dass die Menschen das selbst gestalten.“ Sie ist seit Anfang März Projektleiterin des Bob-Campus, die Ansprechpartnerin vor Ort. Sie führt viele Gespräche, wird die Entwicklung der Gemeinschaft begleiten. Bisher war sie bei einem Gastronomie-Netzwerk tätig und hatte ähnliche Aufgaben: Vernetzen, Organisieren, Öffentlichkeitsarbeit – nur mit einem anderen thematischen Schwerpunkt. „Es ist total spannend, wie sich diese Räume jetzt füllen.“
Am Krühbusch gibt es zwei alte Wohnhäuser, früher Betriebswohnungen der Fabrik. „Fertig ist noch gar nichts, aber fast“, sagt Johanna Debik. Die Wohnungen, zum Großteil öffentlich gefördert, werden zuerst fertig. Die ersten Mieter können im April und im Mai einziehen. Gegenüber, in den historischen Shedhallen, entstehen auf 2200 Quadratmetern sechs Bürolofts. Weitere Büros gibt es in der eigentlichen Fabrik, dort gibt es Platz für Coworking. Die Gewerbeflächen in unterschiedlicher Größe sind noch nicht alle vergeben, Interessierte können sich beim Projektbüro melden. In die Fabrik ziehen auch eine Kita und eine Betreuung im offenen Ganztag, die vom CVJM Oberbarmen getragen werden. Die Max-Plank-Realschule bekommt Fachräume für den Werkunterricht und textiles Gestalten. Die Kinder und Jugendlichen sollen im August auf den Bob-Campus ziehen.
Der Kern des Projekt ist die Nachbarschaftsetage. Auf den 1000 Quadratmetern wird es eine Zweigstelle der Stadtbibliothek geben, eine Küche, flexible Räume für Sport und Projekte im Quartier. „Die Nachbarschaftsetage machen wir nicht hundertprozentig fertig“, sagt Johanna Debik. Die Nutzer sollen sie selbst gestalten, entscheiden, was sie dort brauchen. Im Mai starten auch die Arbeiten im angrenzenden Nachbarschaftspark. Sie werden von der Stadt durchgeführt, zum Großteil mit Fördergeld, die Stiftung begleitet den Prozess. Dort soll es Urban Gardening geben, Gemüse aus dem Hochbeet in Oberbarmen. Der Park wird einer von vielen Zugängen zum Bob-Campus, von allen Seiten des Wohnblocks, auch direkt von der Nordbahntrasse.
Am Freitag, 19. August findet die offizielle Eröffnung statt, am Samstag, 20. August ein Nachbarschaftsfest. Dabei sollen sich Mieter und Anwohner kennenlernen, die Räume entdecken, gemeinsam Ideen entwickeln, wie sie den Bob-Campus nutzen möchten. Das Programm für den Tag soll im Quartier selbst entstehen – wie die Gestaltung des ganzen Projekts auch.