Eng, laut und stickig: Eine Fahrt mit dem Schulbus
Viele Eltern bringen ihre Kinder lieber selbst zur Schule, als ihnen den ÖPNV zuzumuten. Die WZ hat den Test gemacht.
Wuppertal. Es war noch nicht einmal 8 Uhr, und dennoch war man bereits umgeben von Menschen, die sich laut lachend unterhielten oder noch schnell ihre Hausaufgaben erledigten — doch ehe man sich versah, war es so voll im Bus, dass fast kein Fahrgast mehr in das Fahrzeug passte. Für viele der heute Erwachsenen war der Schulweg deswegen oft der Horror. Schreckliche Zeiten . . .
Aber wie ist die Situation in den Schulbussen heute? Die WZ hat den Test gemacht und ist vom Wuppertaler Osten bis zum Kothen mitgefahren.
Bereits als sich der Bus der Starthaltestelle nähert, macht sich ein dumpfes Gefühl breit. Der Bus ist verhältnismäßig klein — also ohne Gelenk. Und darin sollen alle Schüler Platz finden? Zunächst ist das kein Problem. Man hört vereinzelt Unterhaltungen von Schülern. Die Gesprächsthemen schweben irgendwo zwischen dem vergangenen Schultag und Geschichten über Freunde und Bekannte.
Eins fällt schon nach wenigen Haltestellen auf: Im Bus scheint es eine Art Sitzordnung zu geben. So sitzen die jüngeren Schüler meist vorn, während die etwas älteren sich lieber in den hinteren Teil begeben. Dennoch ist die Stimmung zunächst friedlich — als ein junges Mädchen ein älteres darum bittet, etwas Platz zu machen, antwortet diese mit einem freundlichen „Ja“. Auf dem Weg zum Wichlinghauser Markt füllt sich der Bus langsam. Statt sich in den Gängen und auf den Sitzplätzen zu verteilen, tummeln sich die Fahrgäste mittig. Einige sitzen auf dem äußeren von zwei Plätzen und halten den jeweils anderen für ihre Freunde frei.
Viele Schüler richten ihren Blick starr aufs Smartphone. Bei genauerer Betrachtung fällt eine Schülerin besonders auf: Sie strickt. Dabei scheint sie jede Erschütterung und jeden Lärm auszublenden. Auch jetzt, als immer mehr Fahrgäste zusteigen, ist die Stimmung, genau wie das Mädchen, entspannt. Grund dafür ist offensichtlich die Uhrzeit: Wo man auch hinsieht, blickt man in Gesichter mit müdem Ausdruck. Immer wieder gähnt irgendwer, dass die Kieferknochen in den Gelenken knacken. Alle scheinen einander mit ihrer Müdigkeit anzustecken.
Am Alten Markt ist der Punkt erreicht, an dem die Fahrt langsam unbequem wird. Obwohl der Bus schon ziemlich voll ist, kommen immer mehr Schüler angelaufen. Noch ganz außer Atem drängen sie sich in den letzten freien Winkel. Die Zahl der Passagiere wird problematischer, je mehr sich der Bus seinem Ziel nähert.
Weil viele sich nicht festhalten können, stolpern sie und fallen beinahe. Besonders in den Kurven gestaltet sich das Stehenbleiben oft als schwierig. Auch die Lautstärke steigt erheblich an — der Busfahrer scheint das jedoch gewohnt zu sein. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und einem Blick, der zwischen Fahrbahn und Fahrgastraum wandert, bringt er den Bus sicher zu seiner nächsten Station.
Kurz vor dem Ziel ist das Aussteigen besonders heikel: An den Haltestellen haben die Schüler kaum mehr als eine halbe Minute Zeit, sich durch die Menschenmasse zu kämpfen und den Bus zu verlassen. Aus einer Ecke hört man jemanden schimpfen: „Nie kommt man hier vernünftig raus!“
Schlimm ist es vor allem an der Endhaltestelle, an der die verbliebenen Fahrgäste aussteigen wollen. Weil alle gleichzeitig zur Tür gehen, bildet sich eine Menschentraube vor dem Ausgang. „Mach doch mal Platz!“, dröhnt es aus einer Ecke. „Wieso seid ihr alle so langsam?“, aus der anderen. Nach kurzer Zeit haben sich die Schüler aber sortiert. Jetzt müssen sie nur noch den restlichen Weg zur Schule laufen.
Für Schüler ist die Fahrt mit dem Bus nicht immer ein Vergnügen. Ist die Linie zu voll, kommen sie schon gestresst in der Schule an. Glücklich kann sich schätzen, wer mit dem „Mama Taxi“ den Weg zur Schule fahren darf.