Engelshaus: Das Gebäude wird nur notdürftig gesichert
Die Nutzung des historischen Hauses bleibt bis auf Weiteres eingeschränkt. Der Sanierungsbedarf geht nach ersten Schätzungen in die Millionen.
Barmen. Es ist eigentlich ein schöner Plan: Im Dezember will Oberbürgermeister Peter Jung mit Wuppertaler Unternehmern zusammenkommen, um über deren China-Aktivitäten zu sprechen — im Engelshaus, jenem Ort also, der für chinesische Wuppertal-Besucher die größte Attraktion darstellt. Das Bittere: Um diese Veranstaltung durchführen zu können, wird Jung sich bei der eigenen Bauaufsicht eine Sondergenehmigung holen müssen. Zudem wird er seinen Gästen nur kalte Platten servieren können — aus Brandschutzgründen.
Der Reihe nach: Wie berichtet, kann das Engelshaus seit dem Frühjahr nur noch von sechs Besuchern auf einmal betreten werden. Das begründet der Hauseigentümer, das Gebäudemanagement Wuppertal (GMW), mit brandschutzrechtlichen Vorschriften: Das Fachwerkhaus von 1775 besitzt nur ein einziges, hölzernes Treppenhaus — zu gefährlich im Brandfall.
Die Bauaufsicht hat daher dem GMW nur noch bis zum 31. März 2012 überhaupt die Nutzung des Hauses unter Auflagen gestattet. Zu diesen gehört: rasche Investition in die Brandschutz-Verbesserung. Für letztere nimmt das GMW derzeit 83 000 Euro in die Hand; bis zum 16. September soll sie abgeschlossen sein. Doch was im Haus geschieht, löst bei Eberhard Illner, dem Chef des Historischen Zentrums, keinen Jubel aus. Denn das Gebäudemanagement hat sich dafür entschieden, im ersten und zweiten Stock des Hauses neue Korridore durch die Räume zu brechen.
Diese sollen, kombiniert mit zwei neuen Fluchttüren an der hinteren, zur Wittensteinstraße hin gelegenen Schmalseite des Gebäudes, eine Mindestanforderung der Bauaufsicht erfüllen: einen zweiten Fluchtweg aus dem Gebäude. Vervollständigt wird dieser durch eine Feuertreppe, die bis zum Frühjahr ebenfalls an der Gebäudeseite errichtet werden soll.
Ab der Monatsmitte, wenn die neuen Korridore fertig sind, dürfen immerhin wieder bis zu zehn Besucher ins Haus. Eberhard Illner macht der Umbau aber nicht nur aus ästhetischen Gründen Sorgen — wie Thorsten Wagner vom GMW einräumt, schützt der neue Fluchtweg im Brandfall zwar die Personen, aber nicht das Haus. „Die Feuerwehr hat uns klar gesagt: Im Brandfall kann sie für das Gebäude nicht viel tun“, sagt Illner auf WZ-Nachfrage.
Eine Alternative zum neuen Fluchtweg wäre der Einbau einer Sprinkleranlage ins Engelshaus gewesen — doch den hat das GMW verworfen. Laut Thorsten Wagner hätte eine solche Anlage im Fall eines Fehlalarms zu große Wasserschäden nach sich ziehen können. So bleibt aber das Problem: Weil große Teile des Gebäudes, wie Keller und die Hausmeisterwohnung, gar nicht an den zweiten Fluchtweg angebunden sind, bleiben auch nach dem Umbau größere, insbesondere gastronomische Veranstaltungen untersagt — mit den eingangs beschriebenen Folgen.
Ändern könnte das nur eine Grundsanierung des Engels-Hauses. Das GMW erstellt derzeit ein Schadenskataster, das Ende des Jahres fertig sein soll. Erste, vorsichtige Schätzung: „Es ist von einem Bauvolumen von mindestens zwei Millionen Euro auszugehen“, sagt Thorsten Wagner. Ob dieses Geld bei der Stadt vorhanden ist? „Nur, wenn es anderswo abgezogen wird“, so der GMW-Mann. „Wie das halt so ist im Nothaushalt.“