Bergische Wirtschaft Eva Platz übernimmt die Leitung der Wirtschaftsförderung Wuppertal

Wuppertal · „Familiengeführte Unternehmen sind ein Plus in Wuppertal“

Eva Platz aus Essen übernimmt die Leitung der Wuppertaler Wirtschaftsförderung.

Foto: Global Business NRW

Die Suche nach einer Leitung der Wirtschaftsförderung Wuppertal hat ein Ende: Eva Platz aus Essen, eine Expertin der NRW-Außenwirtschaft, wird diese Tätigkeit künftig ausüben.

Frau Platz, bislang ist die Außenwirtschaftsförderung NRW.Global Business Ihr Arbeitgeber. Womit sind Sie dort beschäftigt?

Eva Platz: Meine Kunden dort sind die NRW-Unternehmen, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen und Start-ups, die sich internationalisieren wollen. Ich leite den Bereich, der auf internationalen Messen Firmen-Gemeinschaftsstände anbietet. Viele Jahre habe ich aber auch die umgekehrte Richtung der Außenwirtschaftsförderung gemacht. Hier waren meine Kunden ausländische Unternehmen, die eine Niederlassung in Europa aufbauen wollten. Zuletzt war ich für Nordamerika verantwortlich, davor für das Silicon Valley und Israel, wodurch ich sehr spannende Unternehmen kennengelernt habe.

Hatten Sie in diesem Geschäftsbereich auch schon mit Wuppertal zu tun?

Platz: Oh ja. Ich komme gerade zurück aus Dubai, wo wir auf der Medizintechnik-Messe „Arab Health“ mit einer Gruppe toller NRW-Unternehmen ausgestellt haben. Eines davon ist ein Wuppertaler Unternehmen. Auf all unseren Messen sind Wuppertaler Firmen dabei, aber natürlich hoffe ich, dass in Zukunft noch viel mehr Wuppertaler Unternehmen und Start-ups diese Gelegenheit nutzen. Im Rahmen der individuellen Beratung hatte ich auch schon mit einigen Wuppertaler Unternehmen zu tun. Ich war sehr beeindruckt davon, wie bedacht, langfristig orientiert und clever familiengeführte Unternehmen vorgehen. Mit Wuppertaler Netzwerken wie dem Circular Valley, dem 5G-Cluster und auch – wenn man den Blick aufs ganze Bergische Land ausweitet – Automotiveland.NRW habe ich natürlich schon viele schöne gemeinsame Aktivitäten gestaltet.

Wird Wuppertal mit Ihnen jetzt wirtschaftlich internationaler oder ist hier doch mehr das NRW-basierte Netzwerk zu betonen?

Platz: Ich will die Wuppertaler Unternehmen bei der für sie richtigen Strategie unterstützen. Wenn dies die Internationalisierung ist, teile ich mein Wissen und mein Netzwerk sehr gerne. Das gilt genauso für meine NRW-Kontakte. Es gibt gute Förderprogramme. Wichtig ist mir auch der Austausch mit den Wirtschaftsförderungen anderer Städte. Wir alle stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Einiges kann man bestimmt gut gemeinsam angehen oder auch gegenseitig voneinander lernen.

Können Sie bereits Stärken benennen, mit denen Wuppertal wirtschaftlich besonders punkten kann?

Platz: Dass in Wuppertal so viele erfolgreiche familiengeführte Unternehmen zuhause sind, ist ein ganz großes Plus. Familiengeführte Unternehmen agieren langfristiger orientiert und reagieren oft besonnener auf Krisen. Viele der Wuppertaler Unternehmen haben meiner Erfahrung nach eine große Identität mit der Stadt. Wuppertaler Unternehmen haben eine höhere Exportquote und – auch das ist eine besondere Stärke – eine höhere Quote von Forschung und Entwicklung als der Landesdurchschnitt. Die Universität und erfolgreiche Cluster wie das Circular Valley sind besonders spannend. Die Lage, die Anbindung an das Schienen- und das Autobahnnetz, die Nähe zum Flughafen, all das sind ebenfalls sehr gute Bedingungen.

Sehen Sie eine besondere Herausforderung, wenn nicht sogar besondere Wuppertaler Defizite?

Platz: Die Themen Gewerbeflächen und Genehmigungen sind sicher die vorrangigsten Herausforderungen aus Sicht der Wirtschaftsförderung. Beides sind nicht alleine Wuppertaler Defizite, sie bewegen viele, ja sogar fast alle Städte. In beiden Themen müssen wir vorankommen, um als Wirtschaftsstandort attraktiv zu sein. Hier ist die Wirtschaftsförderung eine wichtige Schnittstelle zwischen allen Akteuren.

Wuppertal ist laut einer Online-Befragung der hiesigen Unternehmen nicht als Marke platziert. Können Sie das ändern?

Platz: Der Strategieprozess zur Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung läuft ja aktuell. Die Frage nach einem Markenkern gehört dazu. Für mich ist das eine sehr spannende Startphase. Eine Marke Wuppertal lässt sich nur als Gemeinschaftsprojekt aller Wuppertaler Akteure prägen. Da gehören die Unternehmen, Stadtmarketing, die Verwaltung und viele andere mit ins Boot. Es wäre ein Gewinn für den Standort, wenn uns dies gelänge. Ich freue mich auf den Prozess.