Weniger Mitglieder und sinkende Kirchensteuereinnahmen: Was für die gesamte evangelische Kirche gilt, betrifft auch den Kirchenkreis Wuppertal. Auf einer internen Tagung haben Delegierte des Kirchenkreises am Samstag, 15. März, ausführlich darüber beraten, wie sie mit den deutlich geringeren Ressourcen umgehen können, und der Sommersynode, die am 7. Juni tagt, ein verbindliches Votum zur Beschlussfassung vorgelegt. So wurde vorgeschlagen, der Diakonie weniger Mittel aus der Kirchensteuer zukommen zu lassen.
„Wir stehen vor einem weitgehenden Umbruch. Er stellt unsere Gemeinden und den gesamten Kirchenkreis vor grundlegende Entscheidungen“, sagt Superintendentin Ilka Federschmidt. „Angesichts einer deutlich kleiner werdenden Kirche müssen wir in den Kernanliegen unseres Glaubens exemplarischer arbeiten und die verbleibenden Aufgaben stärken und profilieren sowie unsere Kräfte bündeln.“
Seit der Gründung des Kirchenkreises Wuppertal im Jahr 2005 ist die Zahl der Mitglieder von rund 120 000 auf knapp 72 000 gesunken. Da damit zu rechnen sei, dass der Trend zu Kirchenaustritten anhalte, reduziere sich die Kirchensteuerausschüttung bis zum Jahr 2030 nach derzeitigen Prognosen um 23 Prozent von derzeit noch 15 Millionen Euro auf 11,5 Millionen Euro, so Federschmidt. Gleichzeitig gebe es eine jährliche Steigerung von Personal, Sach- und Gebäudekosten.
„Bislang hat der Kirchenkreis ein gutes Drittel seiner Kirchensteuereinnahmen (1,2 Millionen Euro) in die wichtige Arbeit unserer Diakonie gegeben“, erläutert die Superintendentin. „Würden wir das beibehalten, müssten viele andere elementare Aufgabenfelder wie die Citykirche, die Krankenhausseelsorge, Jugendarbeit oder die Begleitung der rund 300 Religionslehrkräfte in Wuppertal aufgegeben werden.“ Zur Beschlussfassung auf der Synode im Juni wurde daher ein verbindliches Votum für eine sukzessive Absenkung der Mittelzuwendung an die Diakonie auf 500 000 Euro bis zum Jahr 2030 vorlegt. „Uns ist bewusst, dass dies Verluste und Abschiede bedeutet, zumal bereits jetzt eigentliche Aufgaben unseres Sozialstaates, die die Wohlfahrtsverbände wie unsere Diakonie für den Staat übernommen haben, nicht mehr auskömmlich von Bund und Land finanziert werden“, bedauert Federschmidt. „Hier ist unser Staat in der Pflicht. Als kleiner werdende Kirche können wir nicht mehr in dem Umfang, in dem wir es gerne würden, mit unserer Arbeit für die Schwächsten in unserer Gesellschaft da sein, die sonst keine Unterstützung erhalten. Aber exemplarisch wollen wir dort weiterhin mit unserer Diakonie Zeichen setzen.“
Die Synodalversammlung hat exemplarisch diakonische Aufgabenfelder beschrieben, die für sie Kernanliegen des kirchlichen Auftrags darstellen und nahezu ausschließlich von Kirchensteuermitteln abhängig sind. Dazu gehören unter anderem die Präventionsarbeit in der Beratung und Unterstützung werdender Eltern und Kinder im frühesten Alter („Frühe Hilfen“) sowie die Kernberatung für Geflüchtete und die Begleitung von Kirchenasylen.
Darüber hinaus unterstützt der Kirchenkreis weiterhin die Diakonie mit rund 1,5 Millionen Euro an Kirchensteuern für die evangelischen Kitas. Für die Krankenhausseelsorge soll enger mit den Gemeinden kooperiert und die Ausbildung ehrenamtlicher Seelsorger gestärkt werden. Eine Bündelung der Ressourcen wird es auch bei den sogenannten „kreiskirchlichen Diensten“, dem Jugendreferat, Referat für Kirchenmusik sowie Schulreferat geben. Sie arbeiten künftig eng in einem Referat „evangelische Bildung“ zusammen.
„Natürlich stehen unsere Beschlüsse, die nahezu alle Arbeitsfelder betreffen, unter dem Vorbehalt der realen Entwicklung der Kirchensteuer“, betont Superintendentin Ilka Federschmidt. „Wir kommen aus intensiven Beratungsprozessen und werden diese zeitnah fortführen. Denn bei allem Spardruck gilt: Wir werden künftig weniger tun können, aber das, was wir tun, wollen wir gut machen.“ Red