Ex-WSV-Fußballer "Big Boy": Prozess im März
Wegen einer Serie von bewaffneten Raubüberfällen müssen sich insgesamt acht Männer vor dem Landgericht verantworten.
Wuppertal. Acht Angeklagte, neun Verhandlungstage und schwere Vorwürfe: Ab dem 19. März müssen sich acht Männer wegen einer Serie von bandenmäßig organisierten Raubüberfällen auf Postfilialen und den Hornbach-Baumarkt auf Lichtscheid verantworten. Auf der Anklagebank werden unter anderem ein ehemaliger Fußballer des Wuppertaler SV — der 23 Jahre alte Daniel K.-R., bandenintern „Big Boy“ genannt — und der frühere Leiter des Baumarkts Platz nehmen müssen.
Die Serie der Überfälle begann am 25. Juli des vergangenen Jahres: Laut Anklage hatte der 33 Jahre alte Mario F. — er gilt als Organisator der Bande und befindet sich ebenso wie der Ex-WSV-Fußballer in U-Haft — in dem Bekleidungsgeschäft S. Oliver in den Cityarkaden eine Informantin. Die soll ausbaldowert haben, wann an jenem Juli-Tag eine Mitarbeiterin mit den Einnahmen mehrerer Tage das Geschäft verlassen würde.
Um 11.50 Uhr soll „Big Boy“ die ahnungslose Geldbotin auf einem Innenhof der City Arkaden abgepasst und ihr die Tüte mit dem Geld entrissen haben. Höhe der Beute: laut Anklage mehr als 14 000 Euro. Gegen die angebliche Informantin läuft nach WZ-Informationen ein abgetrenntes Ermittlungsverfahren.
Am 10. August der nächste Überfall. Tatort: der Postkiosk an der unteren Düsseldorfer Straße. Das nötige Insiderwissen soll diesmal Mario F. aus erster Hand gehabt haben. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hatte er in dem Geschäft zwischenzeitlich gearbeitet. Laut Anklage brachen er und „Big Boy“ vor Geschäftsbeginn ein und passten einen Mitarbeiter ab. Den zwangen sie zur Herausgabe des Tresorschlüssels. Die Beute: 26 000 Euro.
Der dritte Überfall am 19. September: Wieder hatte die Bande eine Postfiliale im Visier, diesmal die an der Schmiedestraße in Oberbarmen. Gegen 4.30 Uhr soll wieder „Big Boy“ — mit anderen Komplizen — einen Mitarbeiter abgepasst und mit einer Waffe bedroht haben. Um den Tresorschlüssel zu bekommen, soll dem Mitarbeiter gedroht worden sein, ihn „abzuknallen“. Außerdem habe „Big Boy“ die Waffe durchgeladen. Die Räuber seien durch eine frühe Kundin verscheucht worden. Zuvor sollen sie ihrem Opfer noch die Geldbörse entwendet haben. Beute: etwa 300 Euro.
Am 24. September dann der Überfall auf den Hornbach-Baumarkt. Laut Anklage erbeuteten „Big Boy“ und ein Komplize nach Anleitung des Mario F. 59 000 Euro. Als Tippgeber soll der mittlerweile gefeuerte Marktleiter — ein Familienvater (45) aus Wuppertal — fungiert haben. Auch ein zweiter Hornbach-Mitarbeiter (36) soll eingeweiht gewesen sein. Er muss sich ebenfalls vor Gericht verantworten.
Am 8. Oktober war die Raubserie zu Ende: Die Bande — sie war zu diesem Zeitpunkt schon im Visier der Fahnder — hatte den Geldboten einer bekannten Wuppertaler Metzgerei auf der Liste. Wieder gab es laut Anklage einen Tippgeber. Wie die WZ erfuhr, soll es sich um einen Aushilfsfahrer der Metzgerei handeln. Gegen ihn läuft ein abgetrenntes Verfahren. Der Überfall auf dem Gelände der Aral-Tankstelle an der Carnaper Straße scheiterte, die Polizei griff zu.
Die Verdächtigen sollen angegeben haben, die Beute wahlweise in der Halbwelt oder im Spielcasino Hohensyburg verprasst zu haben. Allerdings wurde im Zuge der Ermittlungen unter anderem bei „Big Boy“ ein mit 4500 Euro gefülltes Schließfach entdeckt. Bei einem Komplizen sollen es 5000 Euro gewesen sein (die WZ berichtete). Das Geld wurde beschlagnahmt. Von den Angeklagten soll es Teilgeständnisse geben. Vor allem den mutmaßlichen Bandenchef und den Ex-WSV-Spieler erwarten mehrjährige Haftstrafen. Mit einem Urteil wird im Mai gerechnet.