Fabrik Luhns: Das verwaschene Juwel
Die alten Fabrikhallen der Firma Luhns an der Schwarzbach liegen seit Jahren im Dornröschenschlaf. Besuch in einer untergegangenen Arbeitswelt.
Oberbarmen. „Lunika wäscht wunderbar.“ „Am roten Band wird Luhns erkannt.“ „Wasche mit Luhns — denn viele tun’s.“ Als diese Werbesprüche in der ganzen Republik bekannt waren, da brodelten an der Schwarzbach noch die Seifenkessel. Bis zu 700 Mitarbeiter schufteten damals in dem Oberbarmer Backstein-Komplex, der nicht allein wegen seines wohl einzigartigen Bahn-Anschlusses zur Legende wurde. Seit Luhns jedoch vor zehn Jahren seine Produktion aus Wuppertal abzog, siechen die einst stolzen Fabrikgebäude vor sich hin. Eine Ahnung vom alten Glanz bekamen jetzt 80 Wuppertaler im Rahmen einer Industriekultur-Führung des Historischen Zentrums.
Heute beeindrucken die Gebäude, wie etwa die Kraftzentrale, vor allem durch die schieren Ausmaße der weitgehend leeren Hallen. Unter Führung von Reiner Rhefus sahen die Besucher etwa die frühere Kraftzentrale, in der einst vier gewaltige Dampfmaschinen in Verbindung mit Generatoren den Strom für die Fabriken produzierten. Eine der Maschinen ist heute noch durch ein Fenster zu sehen.
In den Anfängen von Luhns, nach der Gründung 1869, waren auf dem Gelände noch ganz andere Kräfte im Spiel. So berichtete Rhefus, dass dort im 19. Jahrhundert ein Depot der Pferdestraßenbahn zwischen Barmen und Elberfeld angesiedelt war — dem Vorläufer der Schwebebahn. Davon ist immerhin noch ein Gebäude erhalten. Kaum noch zu erkennen ist dagegen der alte Bahn-Anschluss der seinerzeit hochmodernen Fabrik: Von der Rheinischen Strecke aus fuhren eigene Güterwagen Rohstoffe in den hinteren Teil der Fabrik — wegen des großen Höhenunterschieds zum Schwarzbach-Tal in den obersten Stock. Heute sind davon nur noch Reste der Gleis-Befestigungen zu sehen.
Dass nach dem Ende der Produktion der morbide Charme der Fabrik-Gebäude eine ganz andere Nutzung zugelassen hat, zeigt an der Fassade der verblasste Schriftzug „A. Willis Export“. Er erinnert an einen Film, der hier gedreht wurde — „Der Alchimist“. Passender geht es eigentlich kaum, für ein verwaschenes Juwel der Industriegeschichte.