Factory Outlet: Einzelhandels-Verband wirft der Stadt Versagen vor
Keine Ahnung, keine Meinung, kein Konzept — und der Investor führt Wuppertal am Nasenring durch die Arena. Auch deshalb plädiert der Einzelhandel für das DOC-Projekt in Lennep.
Wuppertal. Der Einzelhandelsverband (EHV) wirft Wuppertals Politikern und Stadtverwaltern komplettes Versagen in der Umsetzung der FOC-Pläne am Döppersberg vor. Und auch der Investor Uwe Clees bekommt von EHV-Geschäftsführer Ralf Engel sein Fett weg. „Herr Clees ist Immobilienentwickler. Von Handel hat er keine Ahnung.“
Grund für Engels Ärger ist der monatelange Stillstand am Döppersberg. Von der Idee, dort ein Factory-Outlet-Center zu errichten, ist kaum noch etwas zu hören. Die Stadt wartet auf den Nachweis noch fehlender Parkplätze, die Baugenehmigung liege fertig und unterschrieben im Rathaus. Doch Clees schweigt bisher.
Ganz anders ist das in Remscheid. Dort hat der Stadtrat am vergangenen Dienstag den Bebauungsplan verabschiedet, vier Tage später lag der Bauantrag des Investors McArthur Glenn vor. Er will in Remscheid Lennep ein Design-Outlet-Center (DOC) mit einer Fläche von 21 000 Quadratmetern inklusive Gastronomie errichten. Mit diesem Plan hat der EHV längst seinen Frieden gemacht. Das gilt auch für die Händler in Lennep.
Einer von ihnen ist Klaus Kreutzer. Er ist gleichzeitig Vorsitzender des EHV-Regionalverbandes für die Bergische Region und wirbt für Ausgleich zwischen den Städten Remscheid und Wuppertal: „Wir haben stillgehalten, als es um den Ikea Homepark ging. Die Absprache war, dass Wuppertal die Remscheider DOC-Pläne billigt.“
Dass stattdessen nun mit Klagen gedroht wird, findet Kreutzer ungehörig und kontraproduktiv. „Aber Remscheid hat jetzt sowieso drei, vier Jahre Vorsprung. Vor 2020 tut sich mit dem FOC am Döppersberg nichts.“
Wenn überhaupt. Was von den Plänen des Investors Clees bisher bekannt ist, lässt auf schwierige Genehmigungsfragen schließen. Er rechnet für sein Projekt im Endausbau mit einer Fläche von 30 000 Quadratmetern. Neben Einzelhandel ist auch ein hochklassiges Hotel in der Bundesbahndirektion geplant, für das es sogar schon einen Betreiber geben soll. Völlig ungewiss ist hingegen, ob Clees die Verkaufsstandorte Bahndirektion und Postfiliale am Kleeblatt mit einer Brücke über die Bahngleise miteinander verbinden darf. Dazu muss die Bahn ihre Zustimmung geben. Was aber geschieht, wenn die nein sagt?
„Da sagt niemand was, da weiß niemand was“, kritisiert Engel. „Aber Ungewissheit ist für Einzelhändler das Schlimmste.“ Die Politik sei gefordert, dem Investor und der Stadtverwaltung Druck zu machen. „Das ist doch ein Kasperltheater. Ich erwarte von der Stadt, dass sie mit diesem Thema anders umgeht.“ Mit der Stadt Remscheid und dem dortigen Investor sei der Handel ungleich besser im Gespräch. „Da passiert in Wuppertal gar nichts.“
Mitte der 90er Jahre hat sich McArthurGlenn in Wuppertal um den Standort für ein Factory-Outlet-Center bemüht. Damals, sagt Engel, sei auch der Döppersberg im Gespräch gewesen. „Damals hätte sich die Stadt die Bahndirektion sichern müssen“, sagt Engel, der ein Entwicklungskonzept für Wuppertal vermisst. „Ein FOC von McArthurGlenn wäre oberzentrengerecht gewesen“, sagt der EHV-Geschäftsführer. Vorbei. Clees arbeitet mit dem österreichischen Betreiber Retail Outlet Shopping GmbH. Sie betreibt Center unter anderem in Krakau, Budapest und in Soltau (Niedersachsen).
Dass ein DOC in Lennep dem Einzelhandel in Wuppertal schaden könnte, glaubt Engel indes nicht. „In solchen Centern wird die Ware der Vorsaison verkauft. Der Handel in Wuppertal bietet aktuelle Mode an. Und die meisten Leute wollen doch das Neueste.“