Familie Hackenbroich holt sich das Ausland aufs Sofa

Familie Hackenbroich hatte schon sechs Schüler zuhause.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Die meisten Menschen verreisen, um andere Sitten und Kulturen kennenzulernen. Birgit und Herbert Hackenbroich holen sich fremde Länder nach Hause. Asien, Osteuropa, Amerika: Als Gastfamilie bekommt das Wichlinghauser Ehepaar Einsichten jenseits des Tourismus. Sechs Austauschüler aus aller Welt hat es schon bei sich aufgenommen. Nummer sieben ist im Anmarsch.

Den Beginn markierte ein Stipendium für Mitarbeiterkinder, das Herbert Hackenbroichs Arbeitgeber für einen USA-Aufenthalt vergab. „Unser Sohn Hendrik wollte nicht“, erinnert sich Birgit Hackenbroich. „Da haben wir versucht, ob es klappen könnte, dass jemand zu uns kommt.“

Es klappte. 2002 begrüßte die vierköpfige Familie ihren ersten Austauschschüler: Cui Yang aus Shanghai, der mit der Organisation Youth For Understanding für ein Jahr nach Wuppertal kam. Die Fragebögen, die Familie wie Schüler zu ihren Wünschen ausgefüllt hatten, passten. An der Gennebrecker Straße prallten dann aber dennoch zwei Kulturen aufeinander. Gleichzeitig öffneten sich neue Welten.

„Die erste Zeit war ungewohnt“, sagt Birgit Hackenbroich. Doch im gemeinsam gelebten Alltag lernten sie viel voneinander. „Zum Beispiel, dass es in China als unhöflich gilt, Gastgeschenke sofort zu öffnen.“ Cui Yang lernte, dass Sonnenschein nicht unbedingt hohe Temperaturen bedeutet. „Wir hatten unheimlich viel Spaß“, sagt Birgit Hackenbroich und muss herzhaft lachen. „Die Erfahrungen möchten wir nicht missen.“ Was sie alles miteinander erlebten — die Gastmutter könnte tagelang heitere, spannende wie auch erstaunliche Geschichten erzählen.

Diese Erfahrungen veranlassen das Ehepaar bis heute dazu, nach je einem Jahr Pause neue Schüler aufzunehmen: Nach Cui Yang (16) kamen Cristina (18) aus dem ecuadorianischen Cuenca, die Moldawierin Ana (18) aus Kischinau, Karin (18) aus Fellin, Estland, Memo (18) aus dem mexikanischen Saltillo und Francesca (18) aus Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Bald wird Memos Schwester Maria anreisen. „Sie ist erst 15, das wird ganz anders“, sagt Birgit Hackenbroich.

Mit jedem Einzug haben die Hackenbroichs eine neue Tochter, einen neuen Sohn gewonnen. Noch heute haben sie Kontakt, besuchen sich, telefonieren. Wichtig sei, die Schüler wie die eigenen Kinder zu behandeln. „Sie ständig zu bewirten, ist nicht angebracht.“ Neben der Sprache wollten sie das authentische deutsche Leben kennen lernen. Das Fazit der Gastmutter: „Wer offen und tolerant ist, dem kann ich einen Austausch nur empfehlen. Die Erfahrungen sind einmalig.“