Wuppertal Flüchtlingshelfer kritisieren Stadtsparkasse Wuppertal

Remscheider Verein wirft dem Geldinstitut vor, Flüchtlingen Versicherungen anzudrehen. Die Sparkasse weist die Vorwürfe zurück.

Ein Flüchtlingshilfe-Verein aus Remscheid erhebt Vorwürfe gegen die Wuppertaler Sparkasse. Archivfoto: Peter Fichte

Foto: Peter Fichte

Wuppertal. Die Stadtsparkasse Wuppertal bietet Flüchtlingen Haftpflichtversicherungen an, wenn diese ein Girokonto eröffnen wollen. Das kritisiert nach unseren Informationen der Flüchtlingshilfeverein „Thousend Eyes“ aus Remscheid. Die Verknüpfung der Kontoeröffnung mit dem Verkauf einer Versicherung sei „sittenwidrig“, heißt es einem Bericht zufolge. Der Verein war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Stadtsparkasse wehrt sich gegen die Kritik. Wie deren Sprecher Jürgen Harmke mitteilte, sei es ein „ganz normaler Vorgang“, dass mit der Eröffnung eines Girokontos zusätzliche Angebote gemacht würden. „Das Abschließen einer solchen Versicherung ist aber keine Voraussetzung, um ein Konto eröffnen zu dürfen“, so Harmke. Flüchtlinge müssten, um staatliche Zahlungen erhalten zu können, nach ihrer Registrierung ein eigenes Konto haben. In Wuppertal hätten etwa 150 von 1500 Flüchtlingen eine Haftpflichtversicherung zu ihrem Girokonto abgeschlossen, sagte Harmke.

In der Sparkasse in Wuppertal-Barmen arbeitet ein aus Syrien stammender Mitarbeiter, der die Flüchtlinge in ihrer Landessprache berät. Die Sparkasse sieht das als besonderen Service an. Der Verein laut Bericht als „besonders verwerflich.“

Birgit Naujoks, Geschäftsführerin des Flüchtlingsrats NRW, sagt, es habe einen faden Beigeschmack, wenn Bank- und Versicherungsgeschäfte nicht klar getrennt würden. Flüchtlinge könnten sich unter Druck gesetzt fühlen, einen Vertrag zu unterschreiben, wenn der Eindruck entstehe, das hänge mit dem Konto zusammen. Bisher habe Naujoks aber keine Beschwerden von Flüchtlingen über eine Sparkasse gehört.

Jürgen Lemmer, Integrationsbeauftragter der Stadt Wuppertal, sagt, dass Haftpflichtversicherungen in Wuppertal vielfach sogar nötig seien. „85 Prozent der Flüchtlinge wohnen hier in Privatwohnungen.“ Ihm seien eine Reihe von Vermietern bekannt, die von den Flüchtlingen eine Haftpflicht- und Hausratsversicherung gefordert haben.

In Bochum hat es kürzlich einen ähnlichen Fall gegeben. Dort hatten 50 von 1000 Flüchtlingen eine Versicherung angenommen. Und vielfach wieder gekündigt. Die dortige Sparkasse kündigte an, Flüchtlingen keine Versicherung mehr anbieten zu wollen. Die Stadtsparkasse Wuppertal hält die Anschuldigungen des Vereins für „unhaltbar“. Sie prüfe die Einleitung rechtlicher Schritte.