Frauen fordern höhere Löhne

Morgen wird es viel Kritik an der Situation in den Gesundheitsberufen geben.

Wuppertal. „80 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitswesen sind Frauen! Zufall?“ Passantin Birgit Zebrowski schaut auf den ihr überreichten Schoko-Weihnachtsmann mit der provokanten Botschaft und lacht kurz auf: „Nein, das ist absolut kein Zufall“, sagt sie am Aktionsstand des bergischen Kompetenzzentrums Frau und Beruf auf dem Johannes-Rau-Platz in Barmen. „Die Bezahlung ist einfach zu schlecht, um eine Familie zu ernähren.“

Die Wuppertalerin arbeitet selbst in der ambulanten Pflege. „Uns geht es um mehr Wertschätzung und eine angemessene finanzielle Würdigung der Beschäftigten“, sagt Christine Jentzsch vom Kompetenzzentrum. Das will mit der Weihnachtsmann-Aktion in der Barmer Innenstadt auf ungerechte Bezahlung aufmerksam machen: Was verdienen Männer, wie viel Geld erhalten Frauen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des morgigen „Equal Pay Day“, der in diesem Jahr unter dem Motto „Viel Dienst, wenig Verdienst“ auf die Lohnsituation in Gesundheitsberufen aufmerksam machen will.

In Wuppertal betrage der Anteil der Gesundheitsbranche an allen Branchen 8,8 Prozent — im bergischen Städtedreieck gebe es derzeit 676 offene Stellen im Gesundheitswesen, so die Angaben des Kompetenzzentrums. Seine Kritik: Bei einem durchschnittlichen Einstiegsgehalt von 1900 Euro brutto in Vollzeit und einem unzureichenden Angebot von Kinderbetreuungsmöglichkeiten sei eine existenzsichernde Erwerbstätigkeit kaum gewährleistet.

Birgit Zebrowski kann davon ein Lied singen: „Der soziale Bereich war schon immer schlechter bezahlt“, sagt die gelernte Arzthelferin: „Das ist eine gewachsene Struktur.“ Sie aufzubrechen, würde ihrer Ansicht nach eine andere Organisation der Pflege und weniger Bürokratie erfordern. „Dann hätte man mehr Zeit für die individuellere Betreuung.“ Doch für die langfristige Sicherung von Qualität der Arbeit gibt es für sie vor allem einen Weg: „Die Pflege muss insgesamt teurer werden — damit sie besser wird.“