Bildung Freie Schule Bergisch Land feiert 20-jähriges Bestehen

Zum 20-jährigen Bestehen sollte ein großes Fest für Kinder, ihren Eltern, Gründungsmitglieder, Pädagogen, Lehrer und Sponsoren stattfinden – es musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.

Mio (8, 2.v.l.) – hier mit Lenny (8, l.), Joscha (8, 2.v.r.) und Katrin Kesseler – hat zum Geburtstag Schaumküsse für alle Kinder  mitgebracht.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Der Lehrer steht vorne am Pult, während die Schüler auf ihren Plätzen sitzen und zuhören – Fach für Fach, Thema für Thema. Ein solches Szenario gibt es hier nicht: Eine Schule, in der Kinder nach ihrem Tempo und ihren Bedürfnissen lernen und ihre Stärken entfalten können, auch praktisch, verbirgt sich hinter dem Konzept der Freien Schule Bergisch Land.

Zum 20-jährigen Bestehen sollte ein großes Fest für Kinder, ihren Eltern, Gründungsmitglieder, Pädagogen, Lehrer und Sponsoren stattfinden – es musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. „Vielleicht gibt es ja leckeren Kuchen von den Eltern“, sagt Katrin Kesseler, die mit drei weiteren Elternteilen im Vorstand tätig ist. „Das ist eine ganz kleine, lustige, bunte Schule“, sagt sie. So besucht auch ihr achtjähriger Sohn Jascha diese. Im Sommer ist er in die dritte Klasse gekommen. Ob die Schule Spaß mache? „Ja!“, sagt er direkt, ohne überlegen zu müssen. Mathe ist sein Lieblingsfach, einfach zu rechnen mag er.

Inzwischen lernen 38 Kinder an der Freien Schule Bergisch Land, ein Quereinsteigerkind ist in diesem Jahr noch aufgenommen worden, „und damit sind wir auch am Limit“, sagt Lehrerin Martina Schulz und freut sich über den Zuspruch. Die Lehrinhalte unterscheiden sich nicht von anderen Grundschulen. „Es ist nicht so, dass wir wie bei einer Montessori oder Waldorfschule ganz bestimmtes Material oder eine ganz bestimmte pädagogische Ausrichtung haben. Das Besondere ist das Wochenplankonzept, nach dem jeder in seinem Tempo lernt – am Kind orientiert“, erklärt Martina Schulz. Die Schüler lernen in zwei altersgemischten Gruppen. „Das heißt, die Kinder sind in der ersten bis vierten Klasse zusammen.“ Jeder Schüler bekommt einen individuellen Wochenplan. „In welcher Reihenfolge die Kinder was erarbeiten – ob sie erst lesen, rechnen oder Geschichten schreiben – das können sie selbst entscheiden.“Der Vorteil sei, dass die Lehrer die Gelegenheit haben, einem Kind einzeln die Lerninhalte zu erklären. Und wenn jemand etwas länger für ein Unterrichtsfach braucht, sei auch dies nicht schlimm. „Dann steht das Ein-Mal-Eins zum Beispiel einfach länger auf dem Plan“, so Martina Schulz.

Zusätzlich gibt es kleine Lerngruppen, in dem die Kinder zusammenkommen, wie zum Beispiel für Englisch, Werken oder Flora und Fauna. „Wir haben einen Schulgarten, in dem wir zum Teil das Gemüse selbst ernten und verwerten können“, erklärt Schulz. „Manchmal sind wir im Wald, manchmal machen wir das Unkraut von den Beeten weg“, erzählt Jascha. Auch das Fach Werken ist im Unterrichtsplan vertreten. „Ich baue gerade ein kleines Haus“, gibt Jascha einen Einblick ins Fach. Mit Säge und Holz dürfen die Kinder unter der Aufsicht von einem pädagogischen Betreuer selber arbeiten und kreieren.

Nachmittags sind stets zwei Elternteile für die Betreuung vor Ort. „Wir haben Pädagogen aus verschiedensten Richtungen, das ist bereichernd“, sagt Lehrerin Schulz. Kunstpädagogen, Sportstudenten und auch eine Sonderschullehrerin unterstützen das Team. Inklusion kann in der Schule nicht integriert werden. „Dafür fehlt uns leider die Berechtigung“, so Lehrerin Martina Schulz, die seit sechs Jahren an der Schule lehrt.

Das Konzept wird von Eltern aus Wuppertal und Umgebung gut angenommen, die Zahlen sind stetig steigend. In diesem Jahr waren sechs Plätze vakant – bei 22 Interessenten. „Das ist erfreulich, andererseits unheimlich schwer, eine Entscheidung zu treffen“, sagt Schulz.