Karriere Friedrich Müller war 30 Jahre der Chef im Altenzentrum Wichlinghausen
Wuppertal · Jetzt wurde der Leiter verabschiedet. Dabei flossen auch ein paar Tränen.
Wer mehr als 30 Jahre an seinem Arbeitsplatz in leitender Funktion tätig war, hat Spuren hinterlassen und Akzente gesetzt. So auch Friedrich Müller, der in seiner jahrelangen Wirkungsstätte, dem Altenzentrum Wichlinghausen, nun in einer Feierstunde verabschiedet wurde. „Ich lobe mich nicht gerne selber“, gibt er sich bescheiden, doch das taten die geladenen Gäste.
Martin Hamburger, Leiter der Diakonie, eröffnet mit einem Bibelwort über die Sanftmütigen, die das Erdenreich besitzen werden. „Müller war nicht distanziert aber auch nicht einnehmend“, so Hamburger. Viele tausend Bewohner hat Müller begleitet. „Nichts Menschliches blieb ihm fremd.“ Müller selber war der Ausbau der Qualität immer sehr wichtig, Weiterbildung fand statt.
Müller hatte eine Ausbildung
zum Kfz-Mechaniker gemacht
Die Würde eines jeden Menschen zu wahren und einen guten Kontakt zu den Bewohnern zu haben, dadurch zeichnete sich seine Arbeit aus. Dass er einmal Dienststellenleiter eines Diakonischen Altenzentrums werden würde, war in seinem Lebenslauf nicht sofort vorgesehen. Darauf wies auch Manfred Rekowski, Präsens der Evangelischen Kirche, mit einem Augenzwinkern hin. „Es ist fast eine Laufbahn vom Tellerwäscher zum Leiter.“
Zunächst hatte Müller eine Kfz-Lehre gemacht. „Aber ich war schon immer in der Kinder- und Jugendarbeit tätig.“ Von 1981 bis 1985 studierte er in Bochum Sozialarbeit und arbeitete zunächst in der Bewährungshilfe. Danach folgte eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zur Beratung von Flüchtlingen beim Diakonischen Werk. „Und dann hast du 1988 den Sprung ins kalte Wasser gewagt“, so Rekowski. „Und das war eigentlich eine Mission Impossible.“ Rekowski spielt auf die damaligen schlechten baulichen Zustände im Heim an.
Der Altbau musste und sollte durch einen Neubau ersetzt werden, die Gelder flossen nicht so richtig, das Projekt drohte zu scheitern. Und auch hier plauderte Rekowski aus dem Nähkästchen. Bei einem Wahlauftritt von Johannes Rau wurden Banner und Plakate mit der Bitte um Hilfe hochgehalten. Und das wirkte, Rau suchte den Kontakt und 1992 begann der Abriss. „In der Übergangszeit waren wir in der ehemaligen Landesfrauenkirche an der Vogelsangstraße untergebracht“, erinnert sich Müller.
Nicht nur bauliche Veränderungen gab es, immer wieder musste sich Müller und sein Team mit inhaltlichen Neuerungen auseinander setzen. Am Ende seines Berufsweges wünscht er sich, dass die sozialen Berufe mehr Anerkennung erfahren und auch eine angemessene Entlohnung. „Auch wir haben Schwierigkeiten, entsprechendes Personal zu bekommen“, erzählt er. Die Rahmenbedingungen zwingen die Arbeit oft in ein enges Korsett, doch die Mitarbeiter prägen ein Haus, davon ist Müller überzeugt.
Bei den letzten Worten
flossen ein paar Tränen
Dass er als Leiter diesen Gedanken gut transportiert hat, bescheinigten seine Mitarbeiter und Kollegen. Mit Gedichten, Liedern und Geschenken wurde sich emotional verabschiedet. Und bei einem letzten Wort von Müller flossen auch ein paar Tränen. Da konnte dann das große grüne Taschentuch zum Einsatz kommen, das ihm vorsorglich zu Beginn der Feierstunde überreicht worden war.
Müller bedankte sich für das damalige Vertrauen in ihn, die gute Zusammenarbeit und freute sich über lobende Worte von Angehörigen die in den Reden zur Sprachen kamen. „Meistens wird ja das Negative kommuniziert.“ Er erinnerte sich an die Karteikarten, die bei seinem Arbeitsbeginn noch im Einsatz waren. „Heute macht alles der Computer, nur Liebe und Zuwendung kann er nicht geben. Und die sind entscheidend für den Wohlfühlcharakter.“ Als Rentner kann er nun mit seinem Wohnmobil in erster Reihe auf dem Campingplatz stehen. Das will er nutzen, viel mit seiner Frau Angelika reisen und die beiden Zwillingsenkeltöchter öfter besuchen.