Zum 100. Geburtstag Friedrich Wilhelm Konejung: Ein flotter Geist von hundert Jahren

Wuppertal · Lebensfreude, Herzlichkeit und Optimismus sind ihm nicht abhandengekommen.

 Friedrich-Wilhelm Konejung (sitzend) mit Familienangehörigen und Bürgermeister Rainer Spiecker (l.).

Friedrich-Wilhelm Konejung (sitzend) mit Familienangehörigen und Bürgermeister Rainer Spiecker (l.).

Foto: Taro Kataoka

Als Friedrich Wilhelm Konejung am Samstagmorgen das gediegene Speiserestaurant „Zum Pfannenschrat“ betrat, da war der Wirt Dennis Wolf der erste Gratulant. „Auf die Hundert und die nächsten zehn Jahre“ so Wolf als er dem Jubilar die Hand schüttelte. „Sie meinen bestimmt dreimal Zehn“, kam es zurück mit fröhlicher Miene, und wenn das auch ein bisschen optimistisch klang, so sollte man es nicht so ganz von der Hand weisen. Denn der rüstige Hundertjährige lebt noch allein in seinem Haus in der Holthauser Heide, nahe der Waldkampfbahn, kocht sich jeden Tag sein Mittagessen selbst und darf sich dabei aber der liebevollen Fürsorge seiner Verwandten wie Nichte Marlies oder Gerd und Jutta Hoffmann sicher sein.

Die haben mit seinem Einverständnis auch das Feier-Lokal auf der Rosskamper Straße ausgesucht, und am Ehrenplatz wartete unter anderem ein prachtvolles Arrangement aus leuchtend roten Nelken auf „Onkel Fritz“, wie ihn alle nennen, und auf seine Gäste. Die trudelten nach und nach ein, und alle hatten besondere Überraschungen für den Hundertjährigen. So unter anderen drei aufgeblasene goldene Ziffern „Eins“ und zweimal die „Null“, garniert mit einem etwa 98 Jahre alten Bildnis des kleinen Friedrich Wilhelm, mit viel Sorgfalt gebastelte Geburtstagsgrüße, und natürlich Geschenke für den liebenswürdigen alten Herrn.

Den Zweiten Weltkrieg
mit allen Schrecken erlebt

Und Gaby, seine Großnichte, hatte das Familienalbum durchforstet und daraus künstlerisch eine attraktive Collage zusammengestellt und die als 100 arrangiert. Die Fotos, oft noch in milchigem Schwarz-Weiß, waren für den geistig topfitten Senior eine Quelle von zahlreichen Anekdoten, die er redegewandt und originell zum Besten gab. Zärtlich sein Blick auf das Hochzeitsfoto mit seiner Margot, die er jahrelang bis zu deren Tod gepflegt hatte. Eine begeisterte Erinnerung an sein Lieblingsauto, einen umgebauten Opel aus dem Baujahr 1928. Und an ein erstes Auto, das er mit 22 Jahren gefahren hat, ein „Adler Triumph Junior Sport.“

Wer hundert Jahre alt wird, der hat unweigerlich den Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) mit all seinen Schrecken hautnah miterlebt. So auch der am 17. August 1924 in Schöller geborene Friedrich Wilhelm Konejung, der zunächst eine Ausbildungsstelle bei der Kommunalverwaltung Gruiten begonnen hatte, dann aber zum Arbeitsdienst befohlen und nach sechs Monaten zum Militär eingezogen wurde. Eine der Stationen auf den Feldzügen der „Wehrmacht“, die Ukraine. „Da bin ich verwundet worden und war danach sieben Monate im Lazarett.“ Die Folgen der Kriegsverletzung spürt der Jubilar noch immer und benötigt einen Gehstock als Stütze.

Doch sieht man einmal davon ab, dass er wegen seiner nachlassende Sehkraft Augentropfen nehmen muss, ist er stolz darauf, ansonsten keine Medikamente schlucken zu müssen, wie er auch stolz darauf sein kann, wie er nach unterschiedlichsten Berufserfahrungen in der Versicherungsbranche Karriere gemacht hat.

Ein besonderes Geheimnis, mit dem er sein nun schon biblisches Alter erklärt, hat er nicht und ist kulinarischen Genüssen gegenüber sehr aufgeschlossen. „Der Onkel Fritz hat eine Vorliebe für Süßes, und mit meiner Erdbeermarmelade kann ich ihm immer eine besondere Freude machen,“ verrät Jutta Hoffmann, weist aber auch darauf hin, dass der Onkel beim Selbstkochen auf die Verwendung von Schweinefleisch verzichtet. „Er denkt, dass er dagegen allergisch ist.“

Ein Grund für das Erreichen der goldenen Hundert dürfte aber in Friedrich Wilhelm Konejung selbst liegen: Die Lebensfreude, die der ehemalige Filialleiter einer Versicherung ausstrahlt, seine Herzlichkeit und sein Optimismus, der ihm auch in den vielen schweren Stunden, die er im vergangenen Jahrhundert erlebt hat, nicht abhandengekommen ist. Bestes Beispiel: Die dreimal zehn Jahre, die der gut gelaunte, vor Zuversicht sprühende „Onkel Fritz“ mit der ihm eigenen sonnigen Zuversicht nach dem Wochenende mit Elan angehen will.