Denkmal des Monats Funckstraße: Ein gläserner Verwaltungsbau als Denkmal

Briller Viertel · Der Wuppertaler Architekt Friedrich Siepermann ließ sich für die Reeder und Kamp KG etwas Besonderes einfallen.

Der Flachbau wurde 1958 in den Hang errichtet.

Foto: BGV Wuppertal/Andreas Komotzki

1867 wurde in Wuppertal das Unternehmen der Reeder und Kamp KG gegründet, das bis heute besteht. Es ist spezialisiert auf Flachglasgroßhandel und Isolierglasproduktion. Der Standort Wuppertal beschäftigt heute circa 40 Mitarbeiter. Das Unternehmen beauftragte in den 1950er Jahren den Architekten Friedrich Siepermann mit dem Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes an der Funckstraße 79 im Briller Viertel. 1958 wurde das eingeschossige, in den Hang integrierte Gebäude errichtet.

Ein Teil der Unterkellerung ist durch die große Glasfassade sichtbar. Für den Bau an der Funckstraße wurde viel Wert auf das charakteristische Material Glas gelegt, daher erhielt er eine vorgehängte Glasfassade. Neun große hochkantige Fenster im Stahlrahmen, die jeweils mittig mit einem blauen Element strukturiert sind, bilden die transparent wirkende Front. Ein großes Eingangsportal führt über zwei Treppenabsätze zu der dreiteiligen Glastür, die von einem kreissegmentförmigen Vordach überdacht wird.

Für den Bau wurde ein schräges Flachdach gewählt, die Fenster an den Flanken des Gebäudes sind trapezförmig.  Rückseitig befindet sich ein verglaster Anbau mit halbkreisförmigem Grundriss, der ebenfalls mit einem Flachdach mit weitem Überstand gedeckt ist.

Seit 2001 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. So schreibt die Denkmalbehörde als Begründung: „(...) Der flache Baukörper fügt sich - begünstigt durch die Einbettung des Gebäudes in eine großzügige Grünfläche - harmonisch in den städtebaulichen Organismus des Briller Viertels, eines großbürgerlichen Wohnviertels des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts ein und schreibt die Tradition der Gewerbe- und Fabrikansiedlung im Norden des Wohngebietes an der Rheinisch-Bergischen Bahnlinie auf der Höhe fort. (...)“

Architekt hatte sich
zunächst auf Villen spezialisiert

Der Wuppertaler Architekt Friedrich Siepermann (1891-1971) schuf mit dem Verwaltungsgebäude an der Funckstraße ein anschauliches Beispiel für den Wandel des baulichen Gestaltens in der Nachkriegszeit.

Siepermann, ein Architekt von überregionalem Ruf, hatte sich in den 1920er und 1930er Jahren auf den Bau von Villen (vornehmlich im Wuppertaler Westen) spezialisiert. Sein architektonischer Ansatz war traditionsgebunden, doch in den Jahren des Wiederaufbaus kam er zur originellen und auf die Kunden maßgeschneiderten Lösungen.

Dieses und 14 weitere herausragende Baudenkmäler der Nachkriegszeit in Wuppertal werden in der kommenden Ausstellung „Zwischen Utopia und Moderne“ des Bergischen Geschichtsvereins zu sehen sein. Die Ausstellung ist virtuell auf der Internetseite auf bgv-wuppertal.de und vom 1. März bis 30. April 2021 als Plakatausstellung in der Sparkasse am Werth zu sehen.