Fußball trifft Genuss: Die Welt zu Gast am Wuppertaler Herd

Wie ein Wuppertaler Freundeskreis die deutschen Länderspiele seit Jahren kulinarisch begleitet.

Wuppertal. Was gab es am 23. Juni 2010 zu essen? Die meisten Menschen werden bei dieser Frage mit den Achseln zucken. Eine kleine Gruppe Wuppertaler weiß ganz genau Bescheid. Dann an diesem 23. Juni vor zwei Jahren spielte Deutschland bei der WM in Johannesburg gegen Ghana ihr letztes Vorrundenspiel. Und auf einem Wuppertaler Küchentisch wurde ghanaischer Fleischtopf mit Fufu samt einem Dessert auf Kochbananen-Basis serviert.

Denn seit 2008 kommt in Wuppertal ein kulinarisch experimentierfreudiger Freundeskreis zusammen, um bei deutschen Länderspielen ein Gericht des jeweiligen Gegners der DFB-Elf zu kochen — gewissermaßen als nullte Halbzeit vor dem Anpfiff des Spiels. Das macht Spaß, ist meistens lecker und führt manchmal sogar dazu, die eigene Stadt genauer kennenzulernen.

Europameisterschaften wie die aktuelle sind in dieser Hinsicht eher langweilig — stellt doch der durchschnittliche europäische DFB-Gegner nicht unbedingt eine kulinarische Herausforderung dar. Bei den Belgiern macht man mit Fritten nichts falsch und gegen England findet man ganz problemlos Rezepte, in denen keine Pfefferminzsoße vorkommt. Spannender wird’s bei Weltmeisterschaften — wie am erwähnten Junitag 2010 vor dem Ghana-Spiel.

Da begannen die Schwierigkeiten schon beim Einkaufen — da in das Ladenlokal, in dem die Fußball-Gourmets noch einen afrikanischen Lebensmittelladen vermuteten, mittlerweile eine Änderungsschneiderei eingezogen war. Immerhin kannten deren Inhaber ein afrikanisches Restaurant — und dessen Besitzer halfen wiederum gern mit der Adresse eines afrikanischen Friseurs aus, der auch Lebensmittel im Angebot hatte.

Dort hatte tatsächlich eine fröhliche Angestellte Insidertipps über die richtige Sorte Fufu — eine Art Maisbrei — parat: „Wenn Du die da nimmst, musst du den ganzen Tag rühren wie eine afrikanische Mama. Nimm die hier, die nehme ich auch.“ Das Bier zum Essen stammte dann zwar aus Ruanda — aber Deutschland gewann trotzdem mit 1:0.

Manchmal bleibt dem Experimentier-Kreis aber nur blindes Drauflos-Essen — wie am 9. September 2009, als Mitglied Klaus mit einem aserbaidschanischen Mahl an der Reihe war. Das Rezept stammte von einer Website, die authentische Genüsse, aber nur spartanisches Deutsch im Angebot hatte. Nun war Klaus zwar unpräzise Angaben wie „150 Gramm Grünzeug“ gewohnt und hatte trotzdem immer etwas Genießbares zustande bekommen. Doch weil weder Google noch der russische Supermarkt ums Eck die letzte Zutat zum Plov-Rezept — ein Reistopf — übersetzen konnte, wurde improvisiert und mit einem kyrillisch beschrifteten Bier nachgespült. Es schmeckte — und Deutschland siegte 4:0.

Eher auf lebensmitteltechnisch sichereren Pfaden fand dagegen bisher die laufende EM statt — mit Rojoes à cominho und Hollandske Erftensopp. Gegen Dänemark gibt es Smörrebröd und Rödgröd med Flöde. Für die kulinarischen Routiniers aus Wuppertal kein Problem. Der Haken bei diesem Hobby: Man muss schwer auf die Linie achten. Denn Deutschland ist bekanntlich eine Turniermannschaft.