Gedenken an tote Drogenabhängige
Angehörige und Initiative erinnern an Menschen, die Opfer ihrer Sucht wurden.
Ein Kreuz aus cremefarbenen Rosen lag auf dem Boden vor den City-Arkaden, dahinter fanden sich ein Pavillonzelt und einige Stände. Für mehrere Stunden haben am Samstag Angehörige und Freunde sowie Mitarbeiter aus der Sozialarbeit in der Elberfelder Fußgängerzone an die Opfer des Drogenkonsums gedacht. Anlass war der Internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher, der am vergangenen Wochenende in mehr als 80 Städten im In- und Ausland begangen wurde. 1998 wurde der Gedenktag ins Leben gerufen, in Wuppertal fand er zum 20. Mal statt.
Mehrere Selbsthilfe- und Angehörigengruppen sowie Einrichtungen der Drogen- und Suchthilfe stellten sich und ihre Arbeit vor. Im Mittelpunkt stand ein Gottesdienst, der um 11 Uhr begann und den Pastoralreferent Herbert Scholl, Seelsorger für Obdachlose, Drogenabhängige und Prostituierte in Wuppertal, leitete. Er freue sich, dass zum mittlerweile 13. Mal ein Gottesdienst anlässlich des Gedenktages stattfinde, sagte Scholl. Durch das Gedenken an die Verstorbenen und den Glauben an Gott könne auch jenen Betroffenen Orientierung gegeben werden, die aufgrund des Verlusts eines geliebten Menschen mutlos seien und verzweifelt.
Erstmals wurde der Gottesdienst in diesem Jahr von der vierköpfigen Wer-Band aus Heiligenhaus begleitet, die in ihren Texten Themen wie Angst oder Selbstzweifel aufgriffen. Dass das Gedenken auf der „Platte“ stattfand, dort wo früher der Tunnel vom und zum Hauptbahnhof lag und sich die entsprechende Szene getroffen hat und teilweise auch noch trifft, sorgte für den passenden Rahmen. „Wir haben hier den besten Standort, den man haben kann“, sagte Jürgen Heimchen von der Elterninitiative für akzeptierende Drogenarbeit.
Seit 1990 sind nach Angaben der Organisatoren des Gedenktages deutschlandweit mehr als 45 000 Menschen durch den Konsum illegaler Drogen gestorben. Viele dieser Todesfälle wären vermeidbar gewesen, wenn die Betroffenen auf flächendeckende Betreuungsangebote in sozialen und medizinischen Fragen hätten zurückgreifen können, hieß es. Wie hoch die Zahl der Drogensüchtigen in Wuppertal ist, sei schwer zu sagen, erklärte Garry Kasper, Vorstand des Freundes- und Förderkreises Suchtkrankenhilfe. Vermutlich dürfte sie „im mittleren vierstelligen Bereich“, schätzte er.
Drogenabhängigkeit sei nach wie vor eine gesellschaftliche Herausforderung. Insofern sei es gut, dass die Betreuung und Versorgung von Drogensüchtigen in Wuppertal grundsätzlich gut sei, betonte Kasper. Allerdings sei weiterhin unklar, wo das Café Cosa, die Anlaufstelle für Drogenkranke, übergangsweise unterkommen kann. Der Standort am Kirchplatz muss zum Ende dieses Jahres geräumt werden, der geplante Standort im Wupperpark Ost wird frühestens Ende 2019 fertiggestellt sein — wenn es denn nicht zu weiteren Verzögerungen kommt.
Zuletzt hat es Diskussionen um die Gestaltung des Parks gegeben, weil die Stadt befürchtet, dieser würde zu stark von Süchtigen genutzt, wenn die Aufenthaltsqualität zu hoch wird.