Tradition Generalprobe für die Sternsinger

Ab Freitag sind die Kinder der Gemeinde St. Laurentius unterwegs, vorher wurde geübt.

Mathilda, Tin, Michel und Emmanuel (von links) bereiten sich auf das Sternsingen vor.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Textsicher ist Mathilda, soviel steht fest. Egal, ob „Stern über Bethlehem“ oder „Seht ihr unsern Stern dort stehen“ – die Sechsjährige kann alles auswendig mitsingen. Klar, sie schlüpft in diesem Jahr ja auch schon zum dritten Mal in die Rolle eines Weisen aus dem Morgenland. Sechs Jahre alt und schon ein alter Hase – zumindest, wenn es um das Sternsingen geht.

Doch nicht alle der 35 Mädchen und Jungen, die sich am Donnerstagnachmittag im Pfarrsaal der St. Laurentius-Gemeinde versammeln, waren vorher schon mal als Sternsinger unterwegs, und so hatte die Gemeinde zu einer kleinen Einführung eingeladen. Wie geht das mit dem Sternsingen und wer waren überhaupt die Heiligen Drei Könige? Gemeindereferentin Daniela Löhr hat Antworten auf diese Fragen.

Fast wie in einem
Modegeschäft

Doch erst einmal das Wichtigste: Alle Nachwuchskönige, die nach und nach im Pfarrsaal eintrudeln, werden erst einmal ausgestattet. Kronen aus Filz liegen auf einem Tisch parat und werden mit einer Sicherheitsnadel je nach Kopfgröße individuell angepasst. Umhänge in verschiedenen Farben und Größen hängen ein paar Meter auf einer Kleiderstange – ein wenig wie in einem Modegeschäft für Sternsinger.

Wer das passende Outfit gefunden hat, kann im Stuhlkreis Platz nehmen. Daniela Löhr zeigt Bilder aus Brasilien. Für Kinder aus armen Familien, die dort leben, sammeln die Elberfelder Sternsinger. Schulen sehen dort ganz anders aus, erfahren die Mädchen und Jungen. Und auch Kinderzimmer. Zu dritt schlafen Kinder in Brasilien in einem Bett? Nur schwer vorstellbar für die Wuppertaler Kinder, wie Raunen und Kichern verraten.

Weiter geht’s mit dem Segensspruch, den die Sternsinger an Hauswänden anbringen, entweder mit Kreide oder in Form eines Aufklebers. „ 20 * C * M * B * 19“ steht darauf, aber wofür steht das überhaupt? „Caspar, Melchior und Balthasar?“, tippt ein Mädchen, schließlich lauten so die Namen der Drei Weisen. Naheliegend, oder? „Richtig“, sagt Daniela Löhr. „Stimmt trotzdem nicht.“ Die Buchstaben stehen für die Worte „Christus mansionem benedicat“, erklärt sie. Das heißt soviel wie „Christus segne dieses Haus.“

Nach der Theorie geht es an die Praxis, in kleinen Gruppen gehen die Kinder vor die Tür. Wenn sie wieder hineinkommen, spielen sie durch, wie sie sich bei einem Besuch in einem Haus verhalten würden. Mit einem Lied, gelesenen Sprüchen in verteilten Rollen und einem gemeinsamen Segensspruch. Manch einer ist noch ein wenig schüchtern, andere zeigen sich ganz souverän.

Besuch im Altenheim
an der Kasinostraße

Wie Emmanuel, der auch schon zum dritten Mal ein Sternsinger ist. „Draußen unterwegs sein mit anderen Kindern, das macht mir Spaß“, sagt der Zehnjährige. Diesmal hat er auch seinen kleinen Bruder Michel mitgebracht. Matthi (11) findet es toll, etwas für andere Kinder tun zu können.

Nach der Einführung geht es für die Sternsinger ins Altenheim Kasinostraße, dort singen die Mädchen und Jungen in der Cafeteria und in den Wohnbereichen für die Bewohner, von denen viele nicht mehr mobil sind und die sonst keine Möglichkeit haben, Sternsingern zu begegnen. „Hier geht es nicht ums Geld“, sagt Daniela Löhr. „Hier möchten wir den Senioren eine Freude machen.“ Und für die Sternsinger ist der Besuch eine tolle „Generalprobe“, bevor es am heutigen Freitag für sie so richtig los geht.