Gerechtigkeitsbrunnen: Eine Schönheit kehrt zurück
Mit Hilfe von Spendern soll der Gerechtigkeitsbrunnen auf dem Platz der Republik seine kolossale Bronzestatue zurückbekommen — und zwar schon 2012.
Ostersbaum. Wir schreiben das Jahr 1910. Das große Elberfeld, gemeinsam mit Barmen eines der Epizentren der deutschen Industrialisierung, feiert seinen 300. Stadtgeburtstag. Einer der Höhepunkte des Jubiläums trägt sich am 30. Juli 1910 auf dem damaligen Exerzierplatz am Ostersbaum zu: Stifter August Freiherr von der Heydt, Bankier, Geheimer Kommerzienrat und Kunstmäzen, enthüllt den Gerechtigkeitsbrunnen — ein Symbol für die Bedeutung der Stadt. „Der Geist, der unsere Stadt aus den geringen Anfängen wachsen ließ, dass sie heute hoch dasteht unter den Städten Deutschlands (. . .), ist der Geist der Gerechtigkeit“, sprach der Stifter zu Füßen des sieben Meter hohen Kolossal-Werks.
Lang, lang ist’s her, mag 101 Jahre später der Lokalpatriot seufzen — schließlich steht Elberfeld unter den Städten Deutschlands nicht mehr ganz so groß da, und von dem einst imposanten Brunnen des Bildhauers Bernhard Hoetger (siehe Kasten) hat nur ein Torso auf dem jetzigen Platz der Republik die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs überstanden. Doch bereits im kommenden Jahr könnte das Jubiläums-Geschenk August von der Heydt an seine Stadt wieder in ursprünglicher Pracht seinen Platz schmücken — wenn es nach Hans-Joachim Camphausen geht.
Denn der rührige Elberfelder, der bereits erfolgreiche Spendensammlungen zur Rekonstruktion des Elberfelder Armenpflegedenkmals und des Ritters Arnold angestoßen hat, will nun die gut vier Meter hohe Frauen-Statue — eine Anbetende oder Adorantin mit ausgebreiteten Armen — auf den Brunnen zurückbringen. Bisher hat Camphausen mit Unterstützung des Kunst- und Museumsvereins sowie des Gebäudemanagements nicht nur Spenden gesammelt, sondern auch eine 40 Zentimeter kleine Bronze-Rekonstruktion der Hoetger-Statue anfertigen lassen.
„Ich bin sehr optimistisch, dass die Statue im kommenden Jahr stehen kann“, sagt Camphausen, der sein Projekt jüngst bereits sowohl in der Bezirksvertretung Elberfeld als auch am Dienstag bei der Feier zum Abschluss des Programms Soziale Stadt Ostersbaum vorgestellt hat — und auf viel Begeisterung stieß.
175 000 Euro Gesamtkosten sind für das Projekt veranschlagt — ein großer Teil davon ist schon gesammelt. Camphausen ist überzeugt: „Der rekonstruierte Brunnen wäre ein Zeichen der Wertschätzung für die viele Arbeit, die von Ehrenamtlichen und Vereinen zur Aufwertung des Stadtteils geleistet wird.“ Mit Blick auf die hohe Wertschätzung, die Bernhard Hoetgers verlorene Brunnen-Statue noch heute bei Kunstkennern genieße, wagt Camphausen zudem einen Vergleich: Es sei ein bisschen, wie wenn das Von der Heydt-Museum sich einen Liebermann leiste — „nur, dass dieses bedeutende Werk dann jeder Wuppertaler im öffentlichen Raum bewundern kann.“