Gesamtschüler gewinnen Integrationspreis

Jugendliche der internationalen Klasse wurden für ihren Youtube-Kanal ausgezeichnet. Den Preis nahmen sie in Berlin entgegen.

Foto: Mike Auerbach

Vohwinkel. Wie lassen sich Vorurteile abbauen und Gräben zwischen den Kulturen überwinden? Die Jugendlichen der internationalen Klasse an der Pina-Bausch-Gesamtschule Vohwinkel haben darauf eine ganz praktische Antwort gefunden. Für ihr laufendes Videoprojekt kommen sie direkt mit Menschen ins Gespräch. Dabei setzen sie sich mit Vorurteilen auseinander und schaffen ein Begegnungs- und Diskussionsformat. Aus Interviews, die etwa im Essener Stadtzentrum geführt wurden, ist mittlerweile ein eigener Youtube-Kanal geworden.

Damit waren die jungen Beteiligten auch beim jüngsten Wettbewerb der renommierten Hilfsorganisation Care erfolgreich. Das Projekt der Vohwinkeler Gesamtschule ist einer von fünf Kiwi-Preisträgern in ganz Deutschland. Die Abkürzung steht für Kultur, Integration, Werte und Initiative. Der mit 1000 Euro dotierte Preis wurde vergangene Woche in Berlin verliehen und von den Schülern aus dem Stadtteil persönlich entgegengenommen.

„Das war schon sehr aufregend“, erzählt Samir, der einen großen Teil der Interviews geführt hat. „Ich bin selbst Geflüchteter aus Afghanistan und mir war es wichtig von Fremden zu erfahren, was sie über uns denken“, sagt der 17-Jährige. Die von ihm befragten Menschen seien sehr freundlich gewesen und hätten ihn willkommen geheißen. „Das hat sich für mich sehr gut angefühlt“, sagt Samir, der seit zwei Jahren in Deutschland lebt. Ähnliche Erfahrungen machte sein Mitschüler Yaman. Er floh 2015 aus Syrien und fühlt sich an der Pina-Bausch-Gesamtschule sehr wohl. Auch die Interviews seien positiv verlaufen. „Alle waren nett zu uns“, sagt der 16-Jährige. Allerdings habe es durchaus Berührungsängste gegeben, wie Lehrer Jürgen Amend berichtet.

„Die Interviewfragen waren zum Teil bewusst provokant gewählt“, erläutert er. So wollten die Jugendlichen etwa von einigen älteren Befragten wissen, ob diese ein Problem damit hätten, wenn ihre Tochter einen Flüchtling heiraten würde. „Da sind dann doch schon einige ganz schön ins Grübeln gekommen“, berichtet Amend.

Außerdem musste die Interviewführung geübt werden. „Wir waren am Anfang in einer großen Gruppe unterwegs und das hat die Leute verunsichert“, sagt Ziad (16). In kleinen Gruppen und mit dem Verweis auf das Schulprojekt kamen die Jugendlichen dann deutlich einfacher mit den Passanten ins Gespräch. Jürgen Amend ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Das hat für beide Seiten viel gebracht“, ist er überzeugt.

„Oft entstehen Vorurteile, weil man sich nicht richtig kennt“, sagt Samir. Entscheidend für das gegenseitige Verständnis sei außerdem die Sprache. Die Jugendlichen der internationalen Klasse sprechen mittlerweile sehr gut Deutsch. Das hat an der Schule eine hohe Priorität. „Wir machen viel über praktische Übungen und das Projekt hilft beim Spracherwerb“, erklärt Amend. Außerdem seien die Jugendlichen sehr motiviert.

Insgesamt arbeiten zehn Schüler am Videoprojekt, das fortgesetzt werden soll. Weitere Interviews in Köln und Düsseldorf sind geplant. Alle Beteiligten sind zu Recht stolz auf den Preis. „Mit der Auszeichnung haben wir überhaupt nicht gerechnet“, sagt Amend. Der Hilfsorganisation Care ist es ein wichtiges Anliegen, den Einsatz der Jugendlichen zu würdigen. „Auf diese Weise wird ihr Engagement nicht nur wertgeschätzt, sondern auch das Fortbestehen der integrativen Kiwi-Projekte ermöglicht“, sagt Sprecher Stefan Brand. Das Preisgeld soll jetzt für weitere schulische Aktivitäten verwendet werden. Rund 50 Kinder und Jugendliche besuchen an der Gesamtschule die internationale Klasse. Insgesamt werden an der Schule 800 Schüler unterrichtet. Weitere Infos zum Projekt und zum Videokanal unter:

pina-bausch-gesamtschule.de