Schüler eifern Pina Bausch nach
Beim Projekt „tanz, tanz“ sollen Kinder Kunst, Musik und Tanz spüren und erleben.
Tanzen ist nur etwas für Mädchen? Auf gar keinen Fall! Das machte Daphnis Kokkinos sehr charmant den Sechstklässlern der griechischen Schule deutlich. Zwei Monate lang trainierte der Tänzer des Tanztheaters Pina Bausch im Rahmen des Jugendtanzprojektes einmal pro Woche mit den 16 Schülern. Sein Kollege Chun-Hsien Wu zeigte den Jugendlichen Tai Chi.
In der Lichtburg — dem Probenraum der Kompagnie im Herzen Barmens — präsentierten die Schüler jetzt ihren Eltern, wie die Arbeit abläuft. „Es ist nur ein kleiner Eindruck“, betonte Daphnis Kokkinos. Vieles sah eher wie Gymnastik aus denn wie Tanz. Es ging um Körperwahrnehmung, um das Nachahmen von Bewegungen und um Phantasie.
So liefen die Schüler im Kreis, begleitet von lateinamerikanischer Musik, und jeder sollte abwechselnd eine besondere Bewegung vormachen. Die einen drehten sich im Kreis, die anderen zappelten mit den Armen, manche hüpften, manche schnippten mit den Fingern. Alle anderen sollten dann die Bewegung nachahmen. Daphnis Kokkinos lief mit im Kreis und verdeutlichte die Gesten.
Oder alle sprangen munter durcheinander und blieben auf „Stop“ abrupt stehen oder warfen sich auf den Boden. Ein Kind musste dann bei allen anderen entweder unter den Beinen durchschlüpfen oder über Arme oder Beine hüpfen. Der Tänzer regte die Kinder an, sich klein, mittel oder hoch fortzubewegen. Oder jeweils zwei Schüler sollten sich verhalten, als würden sich ihre Rücken durch einen Magneten anziehen. Mit Wucht schleuderten sich die Jungs gegenseitig weg, nur um sofort wieder aufeinander zuzulaufen. Die Mädchen hingegen lieferten eine kleine Choreografie ab, in der von Magneten wenig zu spüren war.
Sehr unterschiedlich reagierten die Kinder auf die Herausforderung vor Publikum. Die einen nutzten die Chance zur Selbstdarstellung mit kämpferischen Gesten, andere überspielten ihre Schüchternheit mit schnellen und kleinen Bewegungen. Wieder andere versuchten, den Anweisungen des Trainers möglichst unauffällig nachzukommen oder zu pfuschen. Unterschiedliche Musik — mal klassisch, mal jazzig oder mit lateinamerikanischen Rhythmen — feuerte die Schüler an.
Zum Abschluss sollten die Jugendlichen nacheinander drei Worte rufen, die ihnen viel bedeuten: Die Präferenz war eindeutig: „Griechenland, Wasser, Meer“, riefen die meisten Schüler, die in der griechischen Schule Wuppertal auf Griechisch unterrichtet werden. Nur ein einziger erwähnte auch Deutschland, andere Souvlaki oder Fisch.
Die fünf Mädchen der Klasse machten nach Abschluss der eigentlichen Tanzveranstaltung noch deutlich, was ihnen bei einer solchen Aktion wichtig ist: Schnell warfen sie die an der Seite hängenden lang schwingenden Kleider über und entwickelten auf Griechisch eine Szene um den Besuch einer Tante.
Daphnis Kokkinos äußerte sich begeistert über die Arbeit mit der Gruppe:. „Wir haben so viele kreative Momente erlebt. Man gibt ein bisschen, und sie machen sooo viel — es war fantastisch und hat viel Spaß gemacht.“ Im Januar kommt dann die Gesamtschule Barmen, die gemeinsam mit dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch als Berufsvorbereitung ein vierwöchiges künstlerisches Intensivprojekt realisiert: Während die einen tanzen, kümmern sich die anderen um die Musik, die Technik, Produktionsmanagement oder Dokumentation. Die Idee für die Zusammenarbeit mit den Schulen hatte Ruth Amarante: „Wir wollen den Tanz als Ausdrucksmittel an die Kinder weitergeben.“ Und sie natürlich als zukünftiges Publikum gewinnen.