Gesucht: Zukunfts-Lotsen für Jungen
Sozialdienst will Jungen mit ehrenamtlichen Jobpaten unterstützen. Probleme oft größer als bei Mädchen.
Wuppertal. Gleichstellungspolitik richtete über Jahrzehnte den Fokus darauf, Mädchen und Frauen zu fördern. Längst aber wird deutlich, dass über diesen Ansatz oftmals Jungen ins Hintertreffen geraten. Der Sozialdienst katholischer Frauen Wuppertal (SkF) hat deshalb das Projekt „Jobpaten Jungen“ ins Leben gerufen. Für Mädchen gibt es das bereits seit 2008 — jetzt sind die Jungen an der Reihe.
Projektleiterin Güllü Yilmaz sieht sich dabei einigen gänzlich neuen Aufgabenstellungen gegenüber. Nicht schwieriger, aber anders sei die Arbeit mit Jungen. Zielgruppe sind Hauptschüler aus Migrantenfamilien, die im letzten Schul- und ersten Ausbildungsjahr durch ehrenamtliche Jobpaten unterstützt werden. Die Hilfestellung sei erforderlich, weil die Eltern, die häufig bildungsfernen Schichten angehören, durch eine solche Aufgabe in der Regel überfordert seien. Den Jungen fehle das männliche Vorbild, das den Lebensweg mit Erfolg beschreite und somit hinreichend als Berater gerüstet sei.
Eben diese Aufgabe würde im Rahmen des Projekts ein ehrenamtlicher Jobpate leisten. Gesucht werden dazu Menschen — ob Singles oder Paare —, die mit beiden Beinen im Leben stehen und auf eine solide Berufserfahrung zurückblicken können. Sie müssten indessen darauf gefasst sein, dass Jungen in diesem Alter oftmals hinter der Entwicklung von Mädchen zurückbleiben und schwerer zu begeistern sind. „Wer ihnen einzuschärfen versucht, dass sie an ihre Zukunft denken sollen, wird kaum Erfolg haben“, sagt Yilmaz. Fußball sei oft der Türöffner, um Bildung sozusagen durch die Hintertür einzuschleusen.
Potentielle Jobpaten müssten allerdings nicht fürchten, auf gänzlich verlorenem Posten zu stehen. Die teilnehmenden Jungen hätten sich freiwillig gemeldet und seien entsprechend motiviert, an ihrem Lebensweg zu arbeiten. „Man muss sie nur wachrütteln.“ Auf monatlich rund fünf Stunden belaufe sich der Aufwand, wobei der SkF mit Rat, Schulungen und einem Netzwerk weiterer Ehrenamtlicher zur Seite stehe, wenn es etwa um Behördengänge, Bewerbungsschreiben oder Firmenkontakte gehe.
Doch kommt es nicht nur auf solch handfeste Aufgaben an. Ziel sei es vielmehr auch, Selbstvertrauen, Durchhaltevermögen und Selbstständigkeit zu fördern, mit Ideen und Kontakten zur Seite zu stehen — und einfach mal da zu sein, wenn die Jungen einen Zuhörer benötigen.