Bürgerstrom: Neue Initiative pachtet Dächer auf dem W-tec

Bürgerbewegung steht unmittelbar vor Gründung einer Genossenschaft. Die will die regionale Energiewende fördern.

Südhöhen. Bürgernah und dezentral, das sind stets zwei bedeutsame Aspekte, wenn es um künftige Energiekonzepte und erneuerbare Energien geht. Und nachdem sich im vergangenen Jahr eine Initiative zur Förderung der regionalen Energiewende auf den Weg gemacht hat, steht nun tatsächlich die Gründung der Bürger-Energiegenossenschaft „Bürgerstrom“ an. Ein Vorhaben, das die Genossenschaft nicht etwa mit leeren Händen angeht. Denn mit dem Technologiezentrum W-tec gibt es einen ersten Verpächter von Dachflächen, auf denen „Bürgerstrom“ Photovoltaikanlagen installieren möchte.

Der Pachtvertrag hat eine Laufzeit von 20 Jahren — und die Betreiber gehen davon aus, ein Potenzial von 75 Kilowattpeak ernten zu können. Dabei produziert eine 1-kwp-Anlage etwa 800 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Das entspricht Bürgerstrom zufolge etwa einem Fünftel des Bedarfs eines Vier-Personen-Haushalts. Konkret geht es bei den Dachflächen um jene laut W-tec-Geschäftsführer Martin Hebler sehr gut für die Stromerzeugung geeigneten auf den W-tec-Häusern 3 (Lise-Meitner-Straße 11-13) sowie auf dem neuen Haus 4 an der Heinz-Fangmann-Straße 2.

Die Bürgerinitiative hat sich im vergangenen Jahr nach dem Fukushima-Unglück und den Anti-Atom-Demonstrationen gegründet. Nun hofft „Bürgerstrom“-Sprecher Stefan Sidon, „dass dieser erste Pachtvertrag eine Initialzündung ist, denn wir wollen die Energiewende auch in und um Wuppertal voranbringen. Dabei arbeiten wir ausschließlich mit lokalen Unternehmen zusammen“, so Sidon.

Wirtschaftlich rentabel sei das Vorhaben trotz der reduzierten Einspeisevergütung und der reduzierten Photovoltaikförderung. Denn auch jetzt noch erhalten die Betreiber für die Einspeisung des gewonnenen Stroms in das WSW-Netz eine Vergütung. Eine übrigens, zu deren Wirksamkeit und Höhe es auch aufgrund der hohen Effizienz von Windkrafträdern unterschiedliche Ansichten gibt. Gerd Billen, Chef der Verbraucherzentralen, nannte sie gerade gestern noch zu hoch, obwohl es grundsätzlich richtig sei, erneuerbare Energien in der Markteinführungsphase finanziell zu unterstützen.

Ungeachtet solcher Dispute können Hauseigentümer der Bürgerinitiative ab jetzt Dachflächen zur Verpachtung anbieten. Auch die Mitglieder der neuen Genossenschaft können ihr Dach einbringen — oder aber Genossenschaftsanteile in einer Höhe von mindestens 250 bis maximal 15.000 Euro erwerben.