Theater Glanzstoff feiert gelungene Premiere

Wuppertal · Mit „An der Arche um Acht“ zeigt sich das Ensemble humorvoll und gesellschaftskritisch.

Als Pinguine kostümiert machte das Glanzstoff-Ensemble klar, was Zusammenhalt bedeutet.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Fünf Pinguine stehen in der Kälte. Mit abgestreckten Flügeln und geduldigem Gesichtsausdruck ertragen sie den eisigen Wind, der hörbar durch den Theaterraum weht. Das Glanzstoff Theaterstudio ist diesmal mit seiner Produktion „An der Arche um Acht“ in der Sophienkirche zu Gast. Es ist die letzte Aufführung dieses Ensembles, nachdem anschließend die Schauspiel-Ausbildung für Menschen mit Beeinträchtigungen in Kooperation mit den Wuppertaler Bühnen weitergeht.

Musikerin Svea Kirschmeier sitzt mit silbernem Jackett in einem Schlauchboot und bläst den Sturm ins Mikrofon, lässt Gitarrentöne in die arktische Kälte fallen, singt eindrucksvoll „Somewhere“. Die Musik hat die Kölner Theatermusikerin selbst geschrieben, die Texte stammen großteils aus dem Bilderbuch von Ulrich Hub. Gleichzeitig übersetzt am Rand Helga Bretzke alle Texte in Gebärdensprache. Im Hintergrund wird eine karge Eislandschaft auf die Kirchenwand projiziert. Marc Lewis Remage hat für die Inszenierung poetische Bilder gezeichnet, die den jeweiligen Ort versinnbildlichen.

Bilderbuchgeschichte sehr
lyrisch in Szene gesetzt

Unter den eng beieinander stehenden Pinguinen im leeren Bühnenraum bricht nach einer langen, stillen Eingangssequenz Streit aus. Riecht hier einer streng? Macht jemand dumme Bemerkungen? Schnell wird einer der Pinguine ausgegrenzt und steht traurig in der Ecke. Sehr deutlich sprechen Diana Staub, Gudrun Winkler, Nora Krohm, Annette Nádas und Merlin Roemer und sind gut zu verstehen. Munter diskutieren sie über Gott: „Gott hat nur einen Fehler: Er ist unsichtbar“, befinden die Pinguine. Einer stellt fest: „Es gibt gute Pinguine und schlechte – da kann man nichts machen.“ Gleichzeitig merken sie, dass ihre Streitigkeiten Gott wohl nicht gefallen würden. Doch sie können nicht davon lassen.

Dann flattert Andrea Lück als Taube von der Arche Noah herbei. Kostümbildnerin Sarah Prinz hat alle Tiere sehr wirkungsvoll gestaltet, dezent und gleichzeitig aussagekräftig. Die Taube soll zwei Pinguine mit zur Arche bringen, um sie vor der Sintflut zu retten. „Die Tickets verlieren nach der Sintflut ihre Gültigkeit“, verkündet die Taube geschäftlich und fliegt davon. Damit seien sie einer zu viel, merken die Pinguine. Dass tatsächlich fünf statt drei Pinguine auf der Bühne stehen, wird nicht weiter thematisiert. Der vorher ausgestoßene Pinguin lädt angesichts des heftigen Regens alle unter seinen Regenschirm ein und fordert den Zusammenhalt. Es ist ein schönes Bild, wie sich alle fünf Pinguine unter dem großen Regenschirm drängen.

Die Pinguine beschließen, den dritten Pinguin im Koffer auf die Arche zu schmuggeln. Fast hätte das auch geklappt, denn die Taube lässt sich mit Schmeicheleien und Lob gerne umgarnen. Doch dann entlarvt der Wunsch nach einem Käsekuchen den versteckten Pinguin. Trotzdem wird am Ende alles gut, denn die Furcht vor dem großen, mächtigen Noah eint alle. Wolf Dietrich mit seinem langen, grauen Bart und der tiefen Stimme gibt einen beeindruckenden Noah. Er fordert alle Tiere auf, vor Betreten der neuen Welt die Schuhe auszuziehen. Ordnung muss sein beim Gestalten einer neuen Gesellschaft.

Mit sehr lyrischen Szenen spielt das Glanzstoff-Ensemble die einfache Bilderbuchgeschichte. Obwohl wenig passiert, macht es Spaß, das einstündige Stück zu gucken. Immer wieder brechen die großen und kleinen Zuschauer in Gelächter aus. Ein gelungener Abschluss.