Glasklar: Das ist ganz mein Beruf

Glaser-Geselle Michael Meister (23) hat im zweiten Anlauf seinen Traumjob gefunden.

Foto: D. Neukirchen

Wuppertal. Michael Meister wollte eigentlich Abitur machen. Wozu, das wusste er selbst noch nicht so genau, als er in die Prüfung ging. Aus heutiger Sicht war es fast ein Glücksfall, dass er damals nicht bestanden hat — denn heute arbeitet er in seinem Traumberuf. Der 23-Jährige ist heute Glaser-Geselle. „Jeden Tag mache ich etwas anderes“, lobt Meister die Vielseitigkeit. Ein typischer Tag? Den gebe es gar nicht. Einmal repariert er ein Fenster, am nächsten Tag baut er eine Dusche auf und tags drauf kann schon wieder eine Spiegelmontage anstehen. „Ich liebe es, dass man am Ende des Tages das Ergebnis der Arbeit sieht“, sagt der Geselle.

Das Handwerk

hat Zukunft

Schon während der Schule sei ihm klar gewesen: „Ich will nicht ständig im Büro auf einem Stuhl sitzen.“ Und aufs Studieren hat er ebenso keine Lust mehr. Obwohl er das könnte. Durch seine abgeschlossene Ausbildung kann er nun auch eine fachgebundene Hochschulreife vorweisen.

Doch Michael Meister möchte jetzt erst einmal anpacken. Die praktische Arbeit motiviert ihn. Besonders in Erinnerung blieb ihm der Tag, als er einmal für einen Kunden eine Dusche mit LED-Beleuchtung installiert hat. „Das sah schon klasse aus als es fertig war“, erinnert sich Meister, der mittlerweile als Geselle auch schon alleine zu Kunden fährt. „Das finde ich gut, das gibt Selbstvertrauen.“ Und nicht selten treffe man auf besonders dankbare Menschen, die den Handwerker mit Kaffee und Plätzchen angenehm durch den Tag bringen. „Nur das Schleppen ist manchmal anstrengend“, sagt der körperlich fitte Handwerker und lacht.

Michael Meister über seine Arbeit als Glaser

Als nächsten Schritt denkt der Geselle über eine Weiterbildung zum Meister nach. Noch ist er sich nicht sicher, ob er BaföG bekommt und er die Finanzierung damit gestemmt bekommt. Nach dem jüngsten Wahlergebnis sei ja zunächst nicht davon auszugehen, dass der Weg zum Meister in Kürze kostenfrei werde. Schließlich war es die SPD, die mit diesem Thema in den Wahlkampf gegangen war.

Glaser können ihre Fühler, je nach Neigung, auch in andere Richtungen ausstrecken. So ist etwa die Weiterbildung zum Techniker möglich. Kreative Köpfe können sich als Glasveredler oder Bleiglaser spezialisieren.

Mit der Bezahlung in seinem Beruf, bei dem wegen der Verletzungsgefahr, immer hohe Vorsicht geboten ist, ist Meister voll zufrieden: „Ich kann nicht meckern.“ Und auch geistig fordere ihn die Arbeit. „Man muss viel bei der Arbeit denken und immer einen Plan haben, bevor man etwas tut“, berichtet der Glaser.

Warum eigentlich ausgerechnet Glaser? Bei Michael Meister gibt es da eine gewisse familiäre Vorprägung. „Mein Vater ist Glaser, mein Opa war Glaser und auch mein Ur-Opa war Glaser“, sagt er.