Stadtrundgang Glaube und Religion haben in Wuppertal eine große Vielfalt

Wuppertal · Ulrich T. Christenn führte durch die Stadt und gab viele erstaunliche Details bekannt.

Ulrich T. Christenn führte durch Elberfelder Glaubenswelten.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Vielfältig ist Wuppertal in mancher Hinsicht, nicht zuletzt auch in Glauben und Religion. Diese Glaubensvielfalt, die es in kaum einer anderen Stadt in so ausgeprägter Form gibt, fasziniert den Theologen Ulrich T. Christenn seit vielen Jahren. Auf seiner Stadtführung zu „Glaubensgemeinschaften in Elberfeld“ verschaffte er einen Einblick darin, wo und warum sich die verschiedenen Glaubensgemeinschaften in Wuppertal ansiedelten und wo sie zum Teil noch heute zu finden sind.

Los ging es am Robert-Daum-Platz. Zunächst erläuterte Christenn, dass die ehemalige Trinitatiskirche im Volksmund „Zanellakirche“ hieß. Zanella ist ein Futter- und Schürzenstoff, der in den 1830er Jahren entwickelt und besonders in den Webereien im Tal der Wupper eingesetzt wurde. Und schon waren die Teilnehmer mitten drin im geschichtlichen Geschehen, der Verknüpfung von Kirche und Wirtschaft.

In Elberfeld entstand die erste Kirche um das Jahr 1000

Nach einer kurzen geschichtlichen Einordnung zum Beginn der Christianisierung – die erste Kirche entstand um 1000 in Elberfeld – führte der Weg quer über die Straße. In einem ehemaligen Ladenlokal befindet sich heute an der Tannenbergstraße/Ecke Gravelottestraße die Hauskirche. „Hinter den Schaufenstern trifft sich eine international gemischte junge Gemeinde, die ihren Glauben ganz offen leben will“, erzählt Christenn.

Auf einem kleinen unscheinbaren Schild an einem Haus am anderen Ende der Straße steht „CMI“. „In der Campus Mission International treffen sich viele Südkoreaner.“ Oft finden sich Zugewanderte in den Gemeinden nicht wieder und gründen eigene Gemeinden, denn die Form des Gottesdienstes kann sich je nach Herkunftsland sehr vom hiesigen unterscheiden.

Alt-Apostolische Gemeinde
hat viele junge Mitglieder

An der Alsenstraße befindet sich der Gemeinderaum der „Alt-Apostolischen Kirche“. Auch neuapostolische Gemeinschaften gibt es in der Stadt und Christenn gibt einen kleinen Einblick in die Hintergründe. Sie wird von Aposteln geleitet, die den biblischen Apostel gleichgesetzt und vom Stammapostel berufen werden. Die Alt-Apostolische Kirche entstand als Abspaltung, nachdem Teile der Gläubigen sich dem Trend, dem Apostelamt den höchsten Rang einzuräumen, widersetzten. „Wer glaubt, dass sich hier alte Männer mit weißem Bart treffen, irrt. Es ist eine junge Gemeinde mit vielen Kindern“, so Christenn und ergänzt: „Ihr früherer Name war Apostelamt Juda, Gemeinde des göttlichen Sozialismus“.

Christenns fulminantes Wissen auf der zweieinhalbstündigen Tour ist enorm. Ob zu Luthertum, Reformation, Zeugen Jehovas, Heilsarmee oder Freikirchen – es gab keine Frage, die unbeantwortet blieb. Er erzählt von den zwei Bibelmuseen in Wuppertal, auch ein Unikat der Stadt oder dem so wichtigen Garnbleichermonopol von 1527. Der Industrialisierung folgten Arbeitermassen in die wachsende Stadt, Frömmigkeitsbewegungen fassten Fuß und fanden ihre Gründung in Wuppertal.

Aussagekräftig ist auch die Stellung der Kirchen innerhalb der Stadt. Die Kirche am Kolk der Lutheraner entstand damals auf einem Müllverbrennungsplatz, die Laurentiuskirche der Katholiken lag außerhalb der Stadt. Es gibt viele unterschiedliche Glaubensrichtungen in der Stadt, aber auch viel Gemeinsames und das ist für Christenn wichtig. So wurde die Synagoge auf einem von der evangelischen Kirche geschenkten Grundstück gebaut. Christenn nahm bei vielen Glaubensrichtungen an den Gottesdiensten teil, erzählte von der bewegenden Fußwaschung im ehemaligen Adventshaus in der Platzhoffstraße oder von vielstimmigen Gesängen in der Brüdergemeinde. Der Schriftzug „Persis“ an einem Haus wird erklärt und der Rundgang endet auf dem Friedhof der niederländisch-reformierten Gemeinde.

Er entstand aus Protest reicher Bürger gegen die Pläne des Toleranzediktes des Preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. Christenn gefällt die theologische Aussage des einheitlichen und schlichten Gestaltung: „Vor Gott und im Tod sind wir alle gleich.“