Guter Zweck Glückstour für schwerkranke Kinder macht in Wuppertal Halt
Wuppertal · Radtour der Schornsteinfeger geht ins 19. Jahr – unter anderem erhält das Hospiz Burgholz 3000 Euro.
Klassische Schornsteinfeger erkennt man an einem schwarzen Zylinder und einem schwarzen Anzug mit polierten Knöpfen. In der einen Hand tragen sie einen Kaminbesen, die andere haben sie frei, um in die Hosentasche greifen zu können und goldene Glückstaler an ihre Mitmenschen zu verteilen.
Manchmal kommt es aber auch vor, dass sie in Radlerhosen und auf einem Rennrad durchs Land brausen und Schecks in Höhe von 3000 Euro verteilen, um schwerkranke Kinder zu unterstützen. „Glückstour“ heißt die Aktion des Schornsteinfegerhandwerks, die in diesem Jahr zum 19. Mal stattfindet und am Samstag in Vohwinkel Halt machte.
So viele Schornsteinfeger in voller Montur hatte auch die Freiwillige Feuerwehr an der Rubensstraße noch nicht gesehen, um die radelnden Kollegen im Spalier zu begrüßen. Das Gelände diente als Etappenziel der rund 40 Teilnehmer, die ihre Tour am Donnerstag in Trier begannen und am Dienstag in Hannover beim Bundesverbandstag des Schornsteinfegerhandwerks beenden. Die Bergische Etappe führte am Samstag über 110 Kilometer von Köln nach Leverkusen, weiter nach Solingen und Wuppertal und dann bis zum Abend nach Wetter an der Ruhr.
Die Initiative widmet sich krebs- und schwersterkrankten Kindern, deren Familien und Institutionen, die sich für sie engagieren. Es sei ihm ein Anliegen, etwas für Kinder zu tun, sagte Friederich Wesche, pensionierter Schornsteinfeger aus Kassel, zumal gerade krebskranke Kinder oft nur dann eine Chance hätten, wieder gesund zu werden, wenn sie noch klein seien. „Natürlich gibt es auch Patienten, deren Erkrankung nicht heilbar ist“, aber ihnen solle die Möglichkeit gegeben werden, trotz ihrer Situation noch schöne Momente zu erleben.
„Die Spendengelder werden ohne jegliche Aufwandsgebühren direkt weitergegeben“, betonte Wuppertals Schornsteinfegermeister Michael-Georg von Wenczowksy, der die Organisation vor Ort übernommen hatte. So erhielt das Bergische Kinder- und Jugendhospiz Burgholz einen der Schecks.
Ebenso honoriert wurde die Arbeit des Fördervereins des Kinder- und Jugendhospizes Regenbogenland in Düsseldorf. Wie Mascha Kloster vom Regenbogenland erklärte, werde das Geld unter anderem für Musik- und tiergestützte Therapie, für Ausflüge, Aktionen wie Basteln und Backen benötigt. „Wir versuchen, jeden Tag mit soviel Lebensfreude wie möglich zu füllen.“ Weitere 3000 Euro gingen an die Elterninitiative Kinderkrebsklinik aus Düsseldorf sowie das Projekt „Fruchtalarm“, eine Cocktailbar auf Reisen, die Hospize und Rehakliniken besucht.
Wuppertals Erster Bürgermeister Heiner Fragemann hob hervor, dass es sich bei der Glückstour um eine der größten privaten Spendeninitiativen Deutschlands handle. Er sei beeindruckt, „wie viel Engagement dahintersteckt, für das in einer Woche rund 1000 Kilometer zurückgelegt werden“. Getreu dem Motto der diesjährigen Aktion, „Das Herz ist unser Antrieb“, würde er sich noch mehr Herzensinitiativen wünschen, „die die Welt etwas besser machen“.
„Ich habe in meinem Leben nie etwas Sinnvolleres gemacht“
Neben den Einrichtungen seien auch die soziale Verbindung und die Grundbedürfnisse der Familien immens wichtig, sagte Ralf Heibrok, Vorsitzender, des Vereins. „Wir sorgen dafür, dass Autos umgebaut werden können, dass Familien Lastenfahrräder erhalten, einen Satz Winterreifen oder dass sie mal zum Urlaub ins Sauerland fahren können. Unser Anspruch besteht darin, dass wir den Familien und ihren Kinder Motivation zum Weiterleben geben können. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas Sinnvolleres gemacht.“
Das Geld wird neben Sponsoren auch durch die Teilnehmer erwirtschaftet. „Jeder, der bei der Radtour antritt, zahlt 200 Euro Startgeld und bringt mindestens 500 Euro an Spendengeldern mit“, erklärte Heibrok.
Michael-Georg von Wenczowsky freute sich über das Ausmaß, das die Aktion im Laufe der Jahre angenommen hat. „Wenn man sich umschaut, ist das ja ersichtlich“, sagt er und blickte über die Menge an Teilnehmern und Unterstützern, für die Grillwürste und Schwenkbraten zur Stärkung verteilt wurden. Denn „ohne Mampf kein Kampf“, beschrieb es Friederich Wesche, bevor er sich wieder aufs Rad schwang, um mit 40 Mitstreitern die nächste Etappe zu bewältigen.
Nicht nur mit der Beinmuskulatur, sondern auch mit dem wichtigsten Muskel des Menschen: dem Herz.