Grazer Architekten bauen WSW-Zentrale

Neue Pläne für die Umsetzung des Großprojekts werden präsentiert. Das eigentlich vorgesehene Düsseldorfer Büro wehrt sich gegen die Entscheidung.

Foto: Anna Schwartz

Barmen. Nun sollen es doch nicht die Schuster Architekten aus Düsseldorf sein, die den Neubau der Stadtwerke-Zentrale in Barmen verwirklichen. Sondern das Büro Arge Love/Lorenz aus Graz: „Die Österreicher überzeugten mit der Qualität ihres Projektteams, der innovativen Herangehensweise sowie frischen Erfahrungen mit der Umsetzung solcher Projekte“, begründete WSW-Geschäftsführer Martin Bickenbach gestern die Entscheidung.

Man habe es sich nicht leicht gemacht: „Es war ein aufwändiges zweistufiges Verfahren“, so Bickenbach. Bei dem Architektenwettbewerb für den Neubau der WSW-Verwaltungszentrale hatten zunächst 15 Büros aus ganz Europa ihre Entwürfe eingeschickt, am Ende blieben vier übrig. Einvernehmlich hatte eine Jury unter dem Vorsitz von Professor Jörg Aldinger dann den ersten Preis an das Büro Schuster Architekten aus Düsseldorf vergeben.

Doch im Fortgang der Vergabeverhandlungen hätten die Zweitplatzierten überzeugt, begründet Martin Bickenbach die Umentscheidung, „insbesondere bei der Herangehensweise an unser spezielles Projekt“. Denn das stelle vor allem teamorientiertes Arbeiten in den Mittelpunkt und setze auf moderne Großraumgestaltungen. Auch gelte es, das angestrebte Budget einzuhalten. „Daher haben wir uns schlussendlich für Love entschieden und sie folgerichtig beauftragt“, sagte Bickenbach.

Die Düsseldorfer sind mit der Entscheidung nicht einverstanden: „Der Sieger des Planungs-Wettbewerbs — des ersten Teils des Vergabeverfahrens — hat vor der Vergabekammer gegen diese Entscheidung Einspruch eingelegt“, so die WSW.

Nun liegt das Verfahren zur Prüfung beim Oberlandesgericht Düsseldorf. „Für uns ist die Entscheidung nicht ganz transparent“, sagte Professor Jochen Schuster von Schuster Architekten gestern auf Nachfrage der WZ. Zum laufenden Verfahren wolle er sich nicht äußern, die Absage der WSW „ist für uns aber sehr unerwartet erfolgt“.

Die Stadtwerke gehen davon aus, das Projekt nun mit den Österreichern voranzubringen. „Die Architektenkammer hat unser Verfahren bestätigt“, sagte WSW-Arbeitsdirektor Markus Schlomski.

Mit dem Wechsel gibt es nun auch neue Ansichten zum Bau des Verwaltungshauses: Geplant ist ein etwa 17 Meter hoher Komplex mit vier Etagen und 13 000 Quadratmetern Bruttogeschoss-Fläche. Rund 450 Arbeitsplätze sollen dort eingerichtet werden, vorgesehen sind dabei vor allem offene Bereiche mit Innenhöfen und Begrünung.

Auf einer Pilotfläche in einem Altbau an der Bromberger Straße sind die künftigen Bürostrukturen schon zu sehen: Auf einer eigens umgestalteten Modell-Etage, die vor zwei Wochen bezogen wurde, arbeiten 21 WSW-Mitarbeiter in offener Struktur. Ausgestattet ist der Großraum mit Rückzugs- und Besprechungsräumen, Schallschutzwänden und -decken sowie raumteilenden Elementen.

„Wir haben hier kein Labor gebaut“, betont Martin Bickenbach, „sondern die Mitarbeiter testen die neue Arbeitsatmosphäre.“ Für das Modell-Büo wurden laut WSW 90 Prozent der Möbel geleast, der Umbau inklusive aller Eigenleistungen habe „einen niedrigen sechsstelligen Betrag“ gekostet.

Nach ersten Erfahrungen lobten auch Kritiker die gute Arbeitsatmosphäre, sagt WSW-Arbeitsdirektor Markus Schlomski. „Die Pilotfläche soll einerseits dazu dienen, Erfahrungen mit einer solchen Bürostruktur zu sammeln und andererseits auch Anschauungsobjekt für die Beschäftigten sein.“