Groschek zeichnet Utopiastadt und die Nordbahntrasse aus
Verkehrsminister besucht die beiden Orte des Fortschritts — und lobt Engagement der Wuppertaler.
Wuppertal. Lutz Eßrich, zweiter Vorsitzender der Wuppertal-Bewegung, verwies beim gestrigen Besuch von Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) auf Boris Becker. Der Ex-Tennis-Profi habe Wimbledon immer als „sein Wohnzimmer“ bezeichnet. „Und Sie, Herr Groschek, waren schon so oft hier, dass die Trasse fast ihr Wohnzimmer ist.“ In der Tat, Groschek machte keinen Hehl daraus, dass er gerne in Wuppertal sei. Diesmal sogar für eine Preisverleihung im Doppelpack: Sowohl die Nordbahntrasse als auch die Utopiastadt im Bahnhof Mirke zeichnete er gestern als Orte des Fortschritts aus.
Christian Hampe über Utopiastadt und den Bahnhof Mirke
David J. Becher von Utopiastadt bezeichnete beide als „gelungene Symbiose“. Die Trasse solle ein sozialer und kultureller Treffpunkt werden, sagte auch Eßrich. Dafür sei der Bahnhof Mirke bereits ein gelungenes Beispiel.
Was ist das aber überhaupt für ein Preis? „Das ist eigentlich der nordrhein-westfälische Nobelpreis für ehrenamtliches Engagement“, stellte Groschek in seiner launigen Rede fest — und sparte natürlich nicht mit Lob für die beiden Projekte. Die Nordbahntrasse sei in ihrer nationalen Bedeutung nicht hochrangig genug anzusiedeln, erklärte der Minister. Sie sei — in Anspielung auf die geplante Teststrecke zum autonomen Autofahren der Firma Delphi — die Teststrecke für den Zweiradverkehr. Und das mit „nur“ 14 Millionen Euro Landeszuschuss: „Für 14 Millionen fangen die Bagger an der Autobahn nicht mal an zu buddeln“, so Groschek.
Die Utopisten um Christian Hampe und Becher wiederum zeigten, so Groschek, wie Realität gestaltet werden kann. „Sie haben sich gegen alle Skeptiker durchgesetzt“, erklärte der Minister nach einem Rundgang, bei dem Hampe das „Labor für Stadtentwicklung“ vorgestellt hatte und den Bahnhof scherzhaft als „Mischung aus Wiener Café und Autonomem Zentrum“ beschrieb.
Auch Utopiastadt profitiere von Landesmitteln, betonte Groschek. Drei Millionen Euro soll es geben. „Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen“, deutete er weitere Unterstützung an. Das kam natürlich gut bei Becher & Co. an. Aber: „Noch haben wir das Geld ja nicht“, räumte Becher ein. Man arbeite an dem Förderantrag, in dem vor allem dargelegt werden muss, wie der Förderverein den Eigenanteil von gut 300 000 Euro stemmen will. Bis wann? „Da hören wir immer verschiedene Termine“, so Becher, „aber wir machen einfach stetig weiter.“ Die wichtigste Aufgabe sei jetzt erst einmal die Sponsorenakquise.